Page 31 - spielbox special 2020
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 punkteträchtig ins Weltall zu schießen. Von den insgesamt zehn Würfeln sym- bolisieren sechs die Besatzung aus Ali- ens, drei sorgen für Treibstoff und einer bietet die Chance, wertvolle Kristalle zu schmuggeln. In seinem Zug würfelt man vier oder fünf Mal. Jedes Mal nutzt man entweder genau einen, zwei, drei oder vier Würfel, wobei man sich die Reihen- folge selbst aussuchen darf; einmal darf man das Ergebnis verfallen lassen. Im Raumschiff punktet man umso höher, je reinrassiger die Besatzung ist; der Einsatz von Sprit führt nur dann zu einem erfolg- reichen Start, wenn die Tankfüllung eine bestimmte Spannbreite der Würfelsumme einhält. Beiden Ergebnissen ist ein Zah- lenwert zugeordnet, der multipliziert wird. Dazu wird nur dann der Schmuggelertrag addiert, wenn sein Würfelwert ein frü- heres eigenes Ergebnis derselben Runde nicht unterschreitet. War das Weltraumta- xi voll besetzt, erhält man zwei Münzen, die zum einen erforderlich sind, um Joker- würfel zu verwenden. Zum anderen brin- gen sie zwei Zusatzpunkte aufs Rundener- gebnis. Das kann ungemein hilfreich sein, wird doch das Resultat des schwächsten Taxibetreibers gestrichen.
Hoffen und Bangen und ein wenig Rechnen prägt auch diesen Würfelspaß. Für maximale Involviertheit empfiehlt sich die Minimalbesetzung von drei Per- sonen.
Gezockt wird auch in Knizias KaZock, wenn auch auf deutlich niedrigerem Ni- veau. Der Titelbestandteil „Ka“ steht für Karotten, die man erwürfelt. Bis zu drei- mal darf man die drei speziell bedruckten Sechsseiter würfeln. Das Ergebnis be- stimmt, wie viele Möhren man bekommt oder verliert. Für ersteres stehen die Chancen deutlich besser. In zwei Fällen pro Würfel bedient man sich im Vorrat, während eine Würfelseite alle anderen Mitstreiter zugleich bluten lässt. Schaden- freude bei den Unbeteiligten kommt auf, sofern vorrangig der unmittelbare Vor- gänger zahlen muss, insbesondere dann, wenn er bis dahin noch über den größten Rübenvorrat herrschte. Was gar nicht so unwahrscheinlich ist. Sobald die Möhren- bank geplündert ist, gewinnt der Zocker mit den meisten Karotten.
Obwohl KaZock einen Mechanismus enthält, der Mitspieler schröpft, kann nie- mand zielgerichtet gemobbt werden, da man sich sein Opfer nicht aussuchen darf. So fühlt sich keiner den andern ausgelie-
fert und hat bis zum Schluss eine reelle Siegchance. Gerade in maximaler Beset- zung von fünf Personen, die eine extrem übersichtliche Regel zu goutieren wissen, kommt schnell eine großartige Stimmung
keln eingeklemmt werden. Und schließ- lich wird ein Tigerfell samt Kopf auf der Schachtel platziert und beides auf den Fußboden gestellt. Schließlich soll bei den Darbietungen der James-Aktionen um den mit Platzsets, Namenskarten und Plastikbechern gedeckten Tisch herumge- laufen werden, einschließlich formvollen- detem Stolpern über den Tigerkopf. Für Text- oder Aktionsfehler gibt es Schwipps- Chips, aber auch, wenn man jemanden fälschlicherweise eines Fehlers bezichtigt. Well, I’ll do my very best. -sd
Rio Grande Games
In Nevada City schlüpfen die Teilneh- mer in die Rolle von Gründerfamilien und bauen eine Westernstadt innerhalb von vier bis fünf Jahren in der Mitte des vorvergangenen Jahrhunderts auf. Jedes Familienmitglied hilft dabei mit. Das be- kannte Prinzip des Arbeitereinsatzes wird hier um eine weitere Nuance bereichert. Jeder Charakter verfügt über unterschied- liche Arbeitskraft und erhält zu Beginn des Jahres (eines Durchgangs) entspre- chend viele Aktionssteine.
Wer an der Reihe ist, aktiviert entwe- der ein Familienmitglied oder einen an- geworbenen Hilfsarbeiter und verwendet all dessen Aktionsmarker. Damit bewirt- schaftet er seine Felder, züchtet Rinder, fördert Erz in seinen Minen, verkauft all deren Erträge, erwirbt Gebäude, baut die- se fertig oder übernimmt einen ausliegen- den Auftrag, dessen Erfüllung Siegpunk- te einbringt. In jedem Jahr wird zufällig bestimmt, wie ertragreich die Produkti- onsstätten sind und welche Preise deren Produkte erzielen. Dazu zieht man blind Klötze aus einem Beutel und teilt sie den beiden Bereichen zu, deren Ausprägung sich damit weitgehend komplementär ge- staltet. Ein sehr ausgefeilter und elegan- ter Mechanismus.
Nevada City bettet gekonnt ein trickreich verzahntes Werk im Euro-Stil ins Western-Thema ein. Einzig die zu- fälligen Ereignisse, die zu (fast) jedem Rundenbeginn manchen Farmer oder Rancher arg beuteln können, werden dem Wunsch nach Planungssicherheit von Euro-Freunden nicht ganz gerecht. Immerhin kann man das Eintreten von Schicksalsschlägen manipulieren – was allerdings eine wertvolle Aktion kostet. Das Spiel als abendfüllend zu bezeich- nen, wäre schöngeredet, vielmehr würde ich es „abendsprengend“ nennen, zumal
auf. Hat Dauerbrennerpotenzial.
PSC
-cc
Seit 1986 tauchte Lewis Pulsiphers Bri- tannia bei diversen Verlagen auf, zuletzt 2008 im Programm von Fantasy Flight Games. Nun hat sich Plastic Soldier Com- pany seiner angenommen und es der ei- genen Firmenphilosophie entsprechend mit Figuren ausgestattet, aber auch mit etlichen Varianten versehen. Vor allem ist der neue Name Britannia - Classic and Duel Edition Programm, denn es wird eine Version für zwei Personen mitgelie- fert. Auf einem separaten, in weniger Fel- der unterteilten Spielplan geht es nun um die Jahre von 350 bis 1050. Die zeitliche Fokussierung unter Ausklammerung der Römer und einiger anderer Invasoren ver- ringert die Dauer erheblich. Durch diver- se, meist kleine Regeländerungen wurde dem neuen Setting Rechnung getragen. Dazu gehören eine modifizierte Bevölke- rungsvermehrung und als gravierendste Neuerung die Tatsache, dass nun jedes Volk am Ende seines Zuges statt am Ende der Runde punktet, weshalb sich das Gan- ze deutlich anders anfühlt als bisher. -mh
Ravensburger
Verglichen mit dem Mittelalter oder gar dem alten Ägypten ist doch eine knapp 60 Jahre alte Story geradezu taufrisch. So lange gibt es schon den britischen Sketch Dinner for One im deutschen Fern- sehen. In seinem Ursprungsland nahezu unbekannt, gehört er Silvester für viele zum deutschen Kulturgut. Der Meinung ist man auch beim Verlag Ravensburger, der Inka und Markus Brand mit einer Verspielung beauftragte. Nun kommt in jeder Runde eine Aktionskarte zum Ein- satz; der Text mit Zitaten („You may now serve the soup“) wird laut vorgelesen und verdeckt abgelegt. Danach folgt eine Aktionsrunde, in der die Butler-Figur auf den abgelegten Karten vorrückt. Reihum müssen sich die Spieler an deren Text erinnern und die Aktion korrekt durch- führen, also Essen servieren oder einen Toast aussprechen („Skal“). Um James’ Alkoholpegelstand zu simulieren, müssen zusätzlich kleine Pappflaschen zwischen Kopf und Schulter oder den Oberschen-
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