Page 33 - spielbox special 2020
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 reichs bietet zwei Optionen. Zum einen können Besitzer der drei Westfranken- reich-Teile zusätzlich Folianten gewin- nen, je nach Platzierung am Ende. Zudem bekommt jemand, der eine bestimmte Aufgabe erfüllt, einen zusätzlichen Vor- teil. Wurden alle drei Akte nacheinander gespielt, ermöglichen die Folianten eine übergreifende Wertung. Alternativ dazu ist in der Box Material enthalten, um je- den einzelnen Teil der Serie kooperativ zu bestreiten. So taucht bei den Archi- tekten nun ein Lehnsherr mit eigenen Einsetzfiguren auf. Diese kann ebenfalls ins Gefängnis geworfen werden. Zugleich gilt es, gemeinsam die Forderungen des Lehnsherrn zu erfüllen und dabei nicht über Gebühr zu trödeln: Wird die letzte Ereigniskarte gezogen, bekommen alle satte Minuspunkte. Und ob das addierte Gesamtergebnis jetzt noch für den Sieg reicht, ist fraglich. Bei den Paladinen ist es nun unter anderem in Kooperation möglich, zweiteilige Einsetzfelder gemein- sam mit einem Mitspieler zu nutzen. Auch hier macht ein Lehnsherr allen das Leben sauer.
Bei Räuber aus Scythien fallen Reiter- horden in Persien, Griechenland und Syri- en ein. Sie plündern Siedlungen, erfüllen Aufträge und machen Beute. Aus allem errechnet sich am Ende die effektivste Räuberbande. Man setzt seinen einzi- gen Arbeiter an einem Platz ein, anfangs wird dies das eigene Dorf sein. Dort lässt man ihn arbeiten, Material beschaffen, Mitglieder für den eigenen Räubertrupp anwerben. Erscheint dieser dann stark ge- nug, geht man auf Raubtour. Seine Stär- ke und ein Würfelwurf bestimmen über den Erfolg, und nicht jeder bleibt dabei am Leben. Die Räuber bringen alle Son- derfähigkeiten und können durch Pferde oder Raubvögel effizienter gemacht wer- den. Der Clou: Nach dem Einsetzen des Arbeiters nimmt man einen anderen vom Einsetzort auf, die Arbeiter haben drei verschiedene Farben und können nur an bestimmten Orten aktiv werden. Alles irgendwie schon einmal gehört? Richtig: Dies hier ist eine Neuauflage von Räuber Der Nordsee (sb 2/17), das laut Verlag grundlegend überarbeitet wurde. Dazu sind alle drei Erweiterungen bereits in der Box enthalten. -sd
Skellig Games
Bei dem Millionenerfolg Exploding Kit- tens ist klar, ob er sich an Katzenhasser
oder -liebhaber richtet. Definitiv sind Letztere aber auch in unserem Genre weit verbreitet, weshalb es keine schlechte Idee ist, sie thematisch anzusprechen. Bei Die Insel der Katzen sind die Tierchen nicht auf Karten, sondern Tetris-ähnli- chen Legeplättchen abgebildet. Jeder Teilnehmer soll sie „retten“, indem er damit sein Schiff füllt. Vier Plättchen pro beteiligtem Kapitän liegen aus. Reihum nimmt sich jeder eines und platziert es auf dem Schiffsboden. Ab dem zweiten muss das neue Plättchen an ein schon platziertes angrenzen. Wer mit einer far- bigen Katze das einzige gleichfarbige Feld abdeckt, bekommt ein neutrales Extraplättchen, das er sofort anlegen darf. Am Ende punkten Verbünde gleich- farbiger Plättchen sowie Auftragskarten, die man zuvor erhalten hat. Nicht abge- deckte Ratten verursachen einen Abzug, ebenso nicht vollständig abgedeckte Räume, die auf dem Schiff eingezeichnet sind. Damit ist die Familienversion bis auf Details komplett beschrieben.
In der komplexeren Standardversi- on erhält man zu Beginn jeder Runde zunächst Fisch, der als Währung dient. Dann werden Karten gedraftet, die man im Anschluss zum aufgedruckten Wert kaufen darf oder abwirft. Darunter sind sowohl private Auftragskarten als auch öffentliche, die sofort ausgelegt werden, aber erst am Ende ausgewertet werden. Anschließend wird die aktuelle Zugrei- henfolge ermittelt, indem jeder seine bezahlten Geschwindigkeitskarten aus- spielt. Um ein Katzenplättchen aus der Auslage zu nehmen, muss man es nicht nur bezahlen – der Preis hängt vom Her- kunftsort ab –, sondern benötigt auch ein Körbchen, das sich u.a. auf den Karten befindet. Oshax-Katzen werden ohne Körbchen kostenlos platziert. Sie sind Jo- ker, die eine beliebige Farbe annehmen können. Wer eine solche Karte auf die Hand bekommt, wird sie tunlichst behal- ten.
Obwohl die einzelnen Bestandteile sehr gängig sind, steckt der Teufel – wie so oft bei einer stattlichen Anzahl von Karten – im Detail, und Regelfragen bleiben offen. Im Netz finden sich dann ausführliche Er- läuterungen. Vor allem das Drafting frisst Zeit, sodass sich die am unteren Ende eines Kennerspiels liegende Standardva- riante als abendfüllend erweist. Im Ver- gleich dazu schneidet die Familienversion überzeugender ab, zumal deren Glücks-
faktor nicht nennenswert abweicht. Der einzelne Zug ist kurz, die Gesamtdauer liegt unter einer Stunde. Da macht das Hantieren mit den Katzenplättchen wirk- lich Spaß. -cc
Space Cowboys
William Attias Caylus war 2005 der Durchbruch für die Gattung der inzwi- schen unzähligen Personaleinsatzspiele. Grundlegend überarbeitet und grafisch aufgepeppt erscheint mit Caylus 1303 eine Version, die zwar einiges wie die Münzwährung und den Automatismus des Seneschalls abgespeckt hat, jedoch mit anfangs zugeteilten und später wan- dernden Charakteren auch Neues hinzu- gefügt hat.
Nach wie vor platziert man sein Per- sonal auf unbesetzten Aktionsfeldern, die als geschwungene Straße aneinan- dergereiht sind. Erst wenn jeder gepasst hat, werden die Aktionen der Reihe nach ausgeführt. Wer hier schlecht geplant hat und eine für eine Aktion benötigte Res- source noch nicht besitzt, sondern erst später erhält, geht leer aus. Die Auswer- tung wird nur bis zum Standort des Vogts, den die Baumeister zuvor versetzen durf- ten, ausgeführt, Aktionen der dahinterlie- genden Felder verfallen. Unabhängig von der Straße dürfen Arbeiter zur Baustelle (zuvor „Schlossbau“) geschickt werden, um dort Ressourcen in Siegpunkte umzu- wandeln. Dem eifrigsten Lieferanten wird zusätzlich eine Gunst gewährt, die auch darin bestehen kann, einem Konkurren- ten einen Charakter abzunehmen.
Die Charakterkarten bieten mehr oder minder starke Vorteile, etwa einen Punk- teaufschlag beim Gebäudebau. Manche wie das Recht, ein besetztes Feld zu betre- ten, sind so beliebt, dass sie in der Regel keinen vollständigen Durchgang lang bei ihrem neuen Besitzer bleiben. An die- ser Stelle werden auch Hintenliegende, die knapp an Rohstoffen sind, nicht ge- schont, die sich daher in vorauseilendem Gehorsam besser schwächeren Charakte- ren zuwenden sollten.
Die Charaktere beleben durchaus, ihr (häufiger) Wechsel führt jedoch manch- mal zu Unmut. Manche Vereinfachungen überzeugen mehr, andere weniger. Der Zeitgewinn fällt geringer aus als ange- priesen. In voller Besetzung sollten sich Anfänger nicht versuchen; ob es auch jedem Versierten gelingt, Anschluss zu halten, darf bezweifelt werden. -cc
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