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Porträt. Matthias Nagy
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„Ich bringe Leidensch
Hätte er sich Ende der 90er-Jahre nicht über ein Schmidt-Spiel geärgert, wäre vielleicht alles anders gekommen und Matthias Nagy würde seinen Lebensunterhalt heute als Informatiker oder Lehrer verdienen. Er lernte in dieser Zeit seine Frau Andrea in einem Berliner Spieleladen kennen, beiden waren leidenschaftliche Spieler. Über die redaktionelle Aufarbeitung von Colorado County waren sie so verärgert, dass Andrea vorschlug, die Kritikpunkte in einem Brief an Schmidt zusammenzufassen, auch wenn sie sich sicher waren, dass ihr Schreiben im Papierkorb landen würde. Stattdessen klingelte das Telefon. Am anderen Ende der Leitung war ein Redakteur von Schmidt Spiele. Er bat die beiden, doch mal vorbeizukommen.
 spielbox
aft mit“ Von WIELAND HEROLD
Aus dem Besuch in der Redaktion entwickelte sich schnell eine Freundschaft. Sie testeten mit einem weiteren Redakteur, Jürgen Valen- tiner-Branth, bald regelmäßig Prototypen und waren auch in die Regelgestaltung involviert, zum Beispiel bei Capitol. „Ich weiß noch, wie stolz wir waren, dass dann in der spielbox stand, dass die Anleitung so super wäre.“
Nagy studierte seit 1997 Informatik, eher halbherzig, wie er offen zugibt. Eines seiner Nebenfächer war Arbeitspsycho- logie, wofür er ein Praktikum benötig- te. Aufgrund der Kontakte fragte er bei Schmidt an, sie sagten zu. Danach stand für ihn fest: „Ich brauche mein Studium nicht mehr, ich habe meine Berufung ge- funden.“ Seine Begeisterung für Magic und andere Sammelkartenspiele, für die er zum Teil auch Texte übersetzte, half ihm weiter. Als Upper Deck 2004 eine Betreu- ung für Yu-Gi-Oh! in Deutschland suchte, klopfte Nagy bei dem Verlag an. Er bekam den Job, bis Ende 2010 arbeitete er für die Amerikaner. In der letzten Phase aller- dings reduziert, weil Upper Deck 2009 die Lizenz für das Sammelkartenspiel verlor.
Über den Zwischenstopp Cryptozoic Entertainment landete Nagy 2013 bei What’s Your Game. Die Zusammenarbeit lief allerdings nur ein Jahr, weil sich der kleine Verlag einen zusätzlichen Redak- teur nicht leisten konnte.
Für Nagy sollte die Arbeitslosigkeit ein entscheidender Wendepunkt werden. Als 2014 die Messe in Essen anstand, war er einerseits mit Bewerbungen unterwegs, andererseits hatte er die Idee für einen Adventskalender für Spiele im Gepäck. „Eigentlich wollte ich mich bewerben, aber ich habe da so eine Idee“, stellte er sich bei den Verlagen vor. Seine Idee stieß auf viel Wohlwollen, Unterstützung wurde signalisiert. Für ihn selbst sprang zwar nichts Konkretes dabei heraus, aber das positive Feedback war so etwas wie
   Fotos: Herold, Nagy
 























































































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