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Kritik. Schrecken der Meere
  Das Thema trieft aus jeder Pore
Spiele über Piraten sind sehr beliebt. Aber strategische Spiele, die Piraten, Schiffe nebst Handlungen auf dem Festland beinhalten, sind eher selten. Das deutet darauf hin, dass die Themenwelt zwar häufig vorkommt, dass es aber bislang nicht oft versucht wurde, die eingangs erwähnte thematische Tiefe zu erreichen, weil es schwierig ist, die richtige mechanische Mischung dafür zu finden. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum es Kickstarter brauchte, um dieses Projekt zu finanzieren. Es brauchte sogar zwei Anläufe: Die erste Kampagne wurde abgebrochen, ein Jahr später, wir schrieben das Jahr 2020, wurde sie neu aufgelegt.
 Von ALAN HOW
Glückes Seefahrer. Zu Beginn des Spiels wählt man sich Lebensziele aus, für deren Erreichen es am Ende Siegpunkte gibt. Das Spiel endet übrigens, wenn genü- gend dieser Lebensziele erfüllt wurden. Dann wird abgerechnet.
Bereits der Spielaufbau bietet viele Op- tionen, sodass man ein kompaktes oder ein weitläufiges Szenario kreieren kann. Insbesondere die Entfernung zwischen den Inseln bestimmt, wie viel Zeit man braucht, um zu den verschiedenen Orten zu gelangen, an denen man Wa-
ren abliefern oder nach Schätzen suchen muss. So ein Spiel benötigt
ein anständiges
Regelwerk, was
Autor Michal Vit-
kovsky gelungen
ist. Die Regel bietet
eine gute Einführung in die zahlreichen Optionen, aus denen man in jeder Runde wählen kann. Auch dabei wird deutlich: Wenn es ein Wort gibt, das einen aus diesem Spiel heraus anschreit, dann ist es „Thematisch“. Das fängt bereits bei dem eher nebensächlichen Detail an, dass rote Siegel verwendet
werden, um die Sieg- punkte zu markieren. Man wird das Ge- fühl nicht los, dass Vitkovsky für jede Aktion im Spiel das richtige Wort in der Piratensprache gefun- den hat.
W
lar aufgebaute Schiffe. Alle Segel, Kano-
enn man die große Schachtel öffnet, fallen einem sofort die Miniaturen ins Auge: vier modu-
nen und Laderäume können den Schiffen individuell hinzugefügt werden – klar, dass dieses Gimmick fasziniert. Der Spielplan besteht aus einer Reihe von Inseln und Seewe- gen unterschiedlicher Größe, die auf vielfältige Weise kombiniert werden können, um eine karibische Inselwelt zu gestal- ten. Jeder Spieler erhält außerdem ein Tableau, das sein Schiff darstellt und auf dem er sein Gold, seine Schätze und seine
Familienmitglieder aufbewahrt. Schrecken der Meere ist ein sand- box game, die jeweiligen Ziele lassen
sich also in aller Freiheit verfolgen, was ungemein dazu beiträgt, einem das Gefühl zu vermitteln, Herr über das eigene Schicksal zu sein. Alle Entscheidungen, die man
trifft, sind ganz allein von einem selbst abhängig, man ist seines eigenen
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  Fotos: Becker, Weltflucht Verlag












































































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