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    2019 bekamen
erstmals Menschen
außerhalb der eige-
nen Spielgruppe
Arche Nova zu
Gesicht. Mitspieler
Jonas Langenbrinck
arbeitet im Gütersloher Fachgeschäft „Wolpertinger“, das einen Prototypen-Nachmittag organisierte. „Es war total spannend zu sehen, dass das Spiel auch in Gruppen ankam, die anders sind als meine. Die hatten Spaß an der Idee, den Tierbildern“, erinnert sich Wig- ge an das Debüt. Nun ging es zügig vor- an: Er hatte schon daran gedacht, Arche Nova selbst produzieren zu lassen. Doch eine Spiele-Redakteurin hatte das Spiel in Gütersloh gesehen und sich dafür interes- siert. Einige Zeit später landete es dann beim Feuerland-Verlag auf dem Tisch.
„Ich hatte direkt ein gutes Gefühl“, be- schreibt Verlagschef Frank Heeren den ersten Kontakt mit Arche Nova. „Tiere als Thema gehen immer, und viele Frau- en interessieren sich unserer Erfahrung nach dafür eher als zum Beispiel für das Thema Raumfahrt.“ Zumal ein Sci-Fi-The- ma in einem Spiel mit sehr vielen Karten noch eine andere Assoziation weckte: „Das Spiel rief bei mir Gefühle an Terra- forming Mars hervor.“ Aber Heeren be- obachtete noch etwas anderes: Obwohl seine Spieletester zum Teil vier Stunden über dem Brocken brüteten, wollten sie Arche Nova gleich noch mal spielen.
Gut zwei Jahre steckte Feuerland in die weitere Entwicklung. „Das Spiel war schon sehr gut, aber wir haben es ver- einfacht und zugänglicher gemacht.“ Frank Heeren erzählt, dass Mathias Wig- ge anfangs noch viel mehr in sein Spiel gepackt hatte. Zum Beispiel wurden die
Tierkarten zusätzlich gedraf- tet. Das flog raus, dazu kam die neue Rundensteuerung mit der Kaffeetasse auf der
Pausenleiste.
„Wir haben uns da manch-
mal schon gefragt: Was haben die jetzt wieder gemacht?“, erin- nert sich Wigges Mitspieler Denny Delakovitz an die gemeinsame Weiterent- wicklung. Er hat selbst gut 150 Partien auf dem Buckel, viele davon zu zweit. „Wir haben aber gemerkt, dass da viele gute Vorschläge kamen.“ Also nahmen die Lippstädter die Anregungen auf und testeten weiter. „Die Zusammenarbeit
war sehr gut“, sagt auch Frank Heeren. Zur Vorstellung im Herbst 2021 auf der SPIEL flog der Verlag einige Spiele ein, die restliche Auflage kam dann Anfang Dezember per Schiff – und verdampfte nach den begeisterten Rückmeldungen der glücklichen Erstkäufer förmlich im Markt. Also musste schnell nachgeor- dert werden. „Wir haben von der ersten deutschen Auflage gleich 5000 Stück herstellen lassen. Das machen wir nicht mit jedem Spiel, vor allem nicht in die- ser Preisklasse“, sagt Frank Heeren. Doch jetzt geht es Schlag auf Schlag: Die Auf- lagen drei und vier sind bereits bestellt. Bis zum Sommer werden 20.000 deut- sche Exemplare ausgeliefert sein. Arche Nova gibt es in zehn Sprachen, auch auf Koreanisch. Bei Redaktionsschluss der spielbox lag ein Frachtschiff mit 20.000 heiß erwarteten Arche Nova seit drei Wochen vor Los Angeles und wurde nicht
abgefertigt.
Dennoch klettert das Spiel bei Board-
GameGeek immer weiter, stand Mitte März bereits auf Rang 63. „Arche Nova hat das Potenzial, unser bestes Spiel ever
zu werden“, gibt sogar Frank Heeren sei- ne sonst geübte Zurückhaltung auf. Welt- weit sollen allein bis zum Sommer mehr als 120.000 Exemplare ausgelie-
fert werden – eine gewaltige Zahl.
Die Spielegruppe in Lipp-
stadt ist immer noch etwas verwundert über das, was sie
da ausgelöst hat. „Es hätte hier
keiner am Tisch gedacht, dass
sich das Spiel so entwickeln
würde“, sagt Mitspieler Thomas
Hansel kopfschüttelnd. Auch
an diesem Abend kommt Arche
Nova wieder auf den Tisch. Ele-
mente für eine erste Erweiterung werden getestet: „Sie wird ‚Aqua-
rius‘ heißen“, verrät Mathias Wigge,
es gibt also zusätzlich Wasserbewohner. Außerdem bastelt er an neuen Funktio- nen für die Aktionswahlkarten.
Der Blick auf den Spieltisch verrät al- lerdings ein Problem, das der Autor mit seinen Fans da draußen gemein hat: Auf dem großen Spieltisch in seinem Wohn- zimmer ist jetzt schon gerade noch Platz für eine Schale mit Salzstangen – ansons- ten ist alles rappelvoll mit Karten, Plänen und Zoos. Allen, denen der Platz ausgeht, sei also gesagt: Mathias Wigge geht es genauso. Er müsste schon aus Eigenin- teresse daran arbeiten, dass die Auslage durch die Erweiterung nicht noch größer wird.
Mathias Wigge im „Wolpertinger“ in Gütersloh, wo er den Prototypen von Arche Nova erstmals öffentlich vorstellte – dadurch fand das Spiel seinen Weg zu einem Verlag. Seine Spielerunde mit (von links) Thomas Hansel, Jonas Langenbrinck und Denny Delakovitz hat zu Testzwecken schon unzählige Male Zoos gebastelt.
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