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   fängt, ist man selber schuld. Quasi. Und bei
dir?
Auch easy. Meine Aktionen sind auf einer Pyramide ver- teilt, und man muss am Ende der Runde auf jeder der drei Ebenen mindestens eine Aktion gewählt haben. Bei mir hat man die Auswahl zwischen Figuren bewegen, was zu Kämpfen führen kann, Tempel er- weitern, Plättchen mit Sonderfähigkeiten oder Figuren kaufen und Glaubenspunk- te bekommen. Das ist bei mir so was wie
Geld.
Klingt ja nicht schwer.
Ist es auch nicht. Ähnlich wie bei dir: Ist eigent- lich total übersicht- lich. Aber was man wann macht, das
hat es in sich. Be- sonders wenn es
um die Sonderfähigkeiten geht. Da kön- nen bei mir massig Plättchen auf den Tisch wandern – und man weiß am An- fang gar nicht, was man sich kaufen soll. Aber jeder bekommt ein kleines Heft, in dem wirklich alle Plättchen erklärt wer- den.
So etwas find ich ja mega praktisch.
Ja, voll! Und deshalb ist bei mir die ers- te Partie die längste, weil sich alle durch dieses Heftchen wühlen, bevor überhaupt jemand eine Aktion gemacht hat. Wenn man so eine Spielrunde von außen be- trachten würde, sähe das bestimmt super freaky aus. Alle sitzen um ein aufgebautes Spiel, aber keiner macht was. Alle lesen nur.
Hahahahahahahahaha ...
Gibt’s bei dir auch Sonderplättchen? Oder Karten?
Ja, Karten. Man setzt sie ein, wenn es bei mir alle paar Runden zu Kämpfen kommt. Aber auf vielen Karten gibt es zusätzlich eine Sonderaktion wie „Mo-
nument errichten“ oder so. Also benutzt man sie sowohl zum Kämpfen als auch für die Sonderaktion, also beides gleich- zeitig.
Finde ich geschickt gemacht.
Wie laufen denn Kämpfe bei dir?
Jeder hat dasselbe Set an Kampfkarten, spielt eine verdeckt aus und eine andere auf den eigenen Ablagestapel. Und dann zählt jeder Soldat einen Kampfpunkt plus die Karte plus noch Sonderfähigkeiten von Kreaturen ...
Die gibt’s bei dir auch?
Ja. Massig. Kriegt man mit den Sonder- plättchen.
     I Kemet über Kemet
ch hin brutal. Ich bin auf die Fresse. Ich bin BLUT und SAND!!! Und weil man bei mir die neun Siegpunkte am An-
fang seines Zuges besitzen muss, entsteht jedes Mal, wenn jemand seinen Zug mit neun Punkten beendet, für alle am Tisch eine ganz eigene Spannung. Der Führende muss jetzt eine Runde zittern, während sich die anderen automatisch gegen ihn zusammenrotten und plötzlich gemeinsam berat- schlagen, wie man ihn aufhalten kann. Das passiert bei mir häufiger – und treibt den Blutdruck hoch. Man muss es aus- halten können, plötzlich das Ziel von allen am Tisch zu sein. Wenn es ständig hin- und hergeht, kann sich mein Spiel- verlauf allerdings ziehen, denn dadurch haben andere die Möglichkeit, aufzuholen. Und sobald mehrere Spielende dem Sieg nahe sind, dauere ich halt auch länger. Die erste Partie ist sowieso die längste, weil sich alle erstmal das Heft durch- lesen und schauen müssen, was meine Sonderplättchen so machen. Und man braucht einige Runden oder auch Partien, um zu sehen, wie viele Möglichkeiten sich dadurch eröffnen. Es stehen sogar schon die Sachen für die Erweiterung im Heft. Eigentlich praktisch, aber vor allem eine gerissene Mar- ketingstrategie. Meine armen Spielenden sehen Zeug, das sie noch nicht benutzen können – und wollen das dann natürlich haben ... Verlage, ey, die machen mit einem, was sie wollen. Ich bin spannend, sehr actiongeladen und extrem konfronta- tiv. Aber mein Regelaufwand hält sich überraschenderweise in Grenzen. (cs)
Ankh über Ankh
Ich bin der dritte Teil einer Trilogie nach Blood Rage und Rising Sun, beide auch aus der Feder von Eric M. Lang. Ich besteche mit ein paar wirklich eleganten und schönen Kon-
zepten und vor allem mit einem sehr klaren Rundenablauf. Dadurch, dass nur vier Aktionen zur Auswahl stehen, findet man gut ins Spiel hinein. Die Feinheiten lernt man bereits in der ersten Partie. Die ist bei mir halt eine zum Kennen- lernen. Aber das ist ja bei vielen Spielen meiner Art so. Die Verschmelzung von zwei Spielern zu einem ist gewöhnungs- bedürftig, aber interessant – vor allem aber Geschmackssa- che. Manche lieben es, manche hassen es.
Nur die Tatsache, dass man rausfliegen kann – nee. Das mag ich an mir nicht. Das Spiel geht danach zwar eigentlich nicht mehr lange, aber man kennt das ja. In den letzten Zügen wird immer am meisten nachgedacht. Und dabei einfach nur Zu- schauer sein? Ich hätte da keinen Bock drauf.
Außerdem ist meine Ausstattung falsch gewichtet. Die Spiel- figuren sehen zwar toll aus, sind aber viel zu groß. Die Hälfte hätte auch gereicht. Und dadurch hätte man mehr Platz in der Packung gehabt, um die anderen Materialien aufzuwer- ten. Jetzt muss man sich die für teuer Geld als Extras holen. Kundenfreundlich ist das nicht. Wer mich kauft, muss – in der regulären Version – Abstriche beim Material machen, aber bekommt ein ungewöhnliches Mehrheitenspiel mit einem guten Thema, einer sehr guten Übersichtlichkeit und einem spannenden Spielverlauf. (cs)
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