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Kritik. Ankh – Die Götter Ägyptens und Kemet – Blut und Sand
Wenn wüste Wüstlinge Wüsten verwüsten
Ein Brettspielgeschäft irgendwo in Deutschland. Ankh wird neben Kemet im Regal platziert. Kaum ist die Verkäuferin weg, schauen sich die Spiele kurz um, versichern sich, dass sie alleine sind, und beginnen, sich zu unterhalten. CHRISTOPH SCHLEWINSKI hat dem Dialog heimlich gelauscht.
Ankh: Hi ...
Kemet: Moin ...
Schon lange hier im Laden?
Seit gestern. Gerade erst ausgepackt wor- den. Aber es gibt nur noch zwei von mir hier. Und von dir?
Auch. Schon witzig, oder? Dass sie zwei Ägypten-Spiele nebeneinander packen? Vielleicht ’ne Themenecke?
Ja, kann sein, ne?
Ich glaube, wir sind – trotz ähnlicher The- matik – aber sehr unterschiedlich.
Ja? Worum geht’s denn bei dir?
Gebiete einnehmen, am besten mit Tem- peln drauf.
Muss man bei mir auch.
Dann muss man bei mir viel kämpfen. Dafür gibt’s nämlich auch Punkte.
Das ist bei mir anders. Da wird nur alle paar Runden gekämpft.
Bei mir geht’s andauernd ab. Da kriegt jeder immer einen auf die Mütze.
Klingt ganz schön brutal ...
Jepp, ist es auch. Aber da es alle machen,
stumpfen sie mit der Zeit ab. Dann passt das wieder. Ach so, was bei mir auch be- sonders ist: Man braucht neun Siegpunk- te, um zu gewinnen. Aber die muss man am Anfang seines Zuges haben. Verstehe. Dann haben die anderen qua- si noch eine Runde Zeit, einem den Sieg zu versauen.
So sieht‘s aus. Wer gewinnt denn bei dir?
Wer am Ende die meisten Punkte hat. Oder als einziger übrig bleibt.
Weil man sich gegenseitig niedergeknüp- pelt hat?
Jein. Bei mir ist das Besondere: Ägypten entwickelt sich vom Poly- zum Mono- theismus. Also bleibt nur ein Gott am Ende übrig. Und an einem gewissen Punkt im Spiel verschmelzen die beiden letzten Spieler zu einer Gottheit und spielen fortan zu zweit.
Das klingt ja mal interessant ...
Ja, ist aber sehr geschmacksabhängig. Manche finden das super, andere sind davon total genervt.
Wieso das
denn?
Na ja, einer muss seine Gottheit auf- geben, die wird quasi von der anderen geschluckt. Und dann muss man seine Aktionen auch mit jemandem teilen. Manche sind da eben, sagen wir mal: bockig, dass sie spirituell übernommen werden. Außerdem kann man nach der Verschmelzung auch ganz rausfliegen, wenn man auf der Punkteleiste nicht hoch genug gekommen ist. Das ist dann natürlich blöd, wenn man den anderen beim Spielen zugucken muss. Aber man könnte auch sagen: Hättest du mal schlauer gespielt. Trotzdem me- ckern darüber einige.
Spieler ... Manchen kann man es nie recht machen.
Allerdings.
Gibt’s bei dir viele Aktionen zur Auswahl? Nö, nur vier, also total überschaubar. Figuren bewegen, Anhänger bekommen – die braucht man, um die besonderen Fähigkeiten der Gottheiten freizuschal- ten ...
... ach so, wegen Anbetung und so ...
... genau. Das ist auch eine Aktion, also Anbetung. Und dann noch Figuren ins Spiel bringen. Das war es schon. Jeder macht immer zwei Aktionen, darf die
erste frei wählen, aber die zweite muss auf dem Aktionstableau
unter der ersten liegen.
Ah ja. Also niemals zwei glei- che Aktionen hintereinan- der. Und wenn man mit der untersten Akti- on als erstes an-
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Ankh – Die Götter Ägyptens
     Fotos: Becker, Hans im Glück




























































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