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    Das ist schwer zu sagen, weil ich ungern in solchen Superlativen denke. Und weil ich mich meistens kaum noch daran er- innern kann, wie die ersten Formen der Prototypen aussahen und sich gespielt haben, wer wann welchen Beitrag zur Weiterentwicklung geleistet, wer also letztendlich alles zum Erfolg beigetra- gen hat. Aber herausragender sind wohl schon Puerto Rico, San Juan und Die Burgen von Burgund, auch was ihren noch immer anhaltenden Erfolg betrifft. Und auf welchen Flop hätten Sie gern verzichtet?
Eiszeit ist sicher das überflüssigste Alea- Spiel, aber nach Puerto Rico hätte ohne- hin kein Spiel eine faire Chance gehabt. So haben wir damals ganz bewusst etwas Schwächeres nachgeschoben, das zudem auch schon bei den Ravensburger-Kolle- gen vorangeschritten war und sich recht unkompliziert adaptieren ließ.
Alea hat ein große Fangemeinde. Aber die Ausstattung der Spiele, mitunter auch die Illustrationen, gaben immer wieder Anlass zu Kritik. Fanden Sie die gerechtfertigt?
Ich fand die Kritik, gerade die an den Il- lustrationen, nur bedingt berechtigt und nachvollziehbar. Nicht immer, aber oft- mals hatte ich den Eindruck, es gehöre zum guten Ton, sich besonders auf Alea einzuschießen – aber das mag auch da- ran liegen, dass man das als direkt Be- troffener und Verantwortlicher alles sehr stark mitbekommt und anders bewertet. Gab es denn ein Spardiktat?
Bezüglich der Ausstattung waren unsere Möglichkeiten tatsächlich eingeschränk- ter, was vor allem an der massiven Einwir- kung des Ravensburger-Qualitätswesens
lag. Irgendwann hatten wir kaum noch eine Chance ge- gen Spiele aus Crowdfunding- Quellen, die teils mit mehreren Millionen US-Dollar im Rücken ausgestattet wurden.
Sie haben allein mit Ihrem Namens-Vetter Stefan Feld zehn Spiele bei Alea ge- macht. War er Ihr Lieblings- autor?
Wenn ich etwas anderes be-
hauptete, würde man es mir
ohnehin nicht glauben. Ja, mit
Stefan habe ich mich von An-
fang an blind verstanden, und
das ist bis heute so geblieben. Er hat im- mer wieder abwechslungsreiche und neu- artige Ideen, und ich sorge dafür, dass sie nicht aus dem Ruder laufen, dass sie also nicht zu viel Anspruch und Regeln und Abwechslung beinhalten. Das ist nämlich auch nicht immer gut. So habe ich bei- spielsweise aus Notre Dame im Grunde ein komplettes weiteres Spiel gestrichen, das später als Speicherstadt erschienen ist. Es hat Notre Dame in keiner Weise geschadet, sondern es auf seine Kern- idee, das damals innovative Kartendraf- ten, konzentriert. Und wer weiß: Vielleicht erscheint ja irgendwann ein weiteres Ste- fan/Stefan-Spiel.
Nach Ihrem Ausscheiden bei Alea ist jetzt als erster Titel Dungeons, Dice & Danger veröffentlicht worden. Haben Sie es schon gespielt?
Ja, ich habe es schon mehrfach gespielt und war auch teilweise an seiner Entwick- lung beteiligt. Ich finde es sehr unterhalt- sam und spiele es immer wieder gerne. Für das, was es sein soll, bietet es einen
sehr ordentlichen, länger anhaltenden Unterhaltungswert.
Alea scheint sich verstärkt auf dem US- amerikanischen Markt bewegen zu wol- len, der etwas anders als der deutsche tickt. Lässt das Gutes erwarten?
Der amerikanische Markt ist spätestens seit Puerto Rico und Die Burgen von Burgund der für Alea mit Abstand wich- tigste. Ihn nicht stark zu berücksichtigen, wäre sehr fahrlässig und unklug. Wie sehr aber die amerikanischen Einflüsse seitens der Tochter Ravensburger North America auf längerer Sicht das Alea-Programm verändern werden, bleibt abzuwarten. Zum Abschluss: Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, welcher wäre es?
Dass wir alle endlich ein Corona-freies Leben führen können und zur Normali- tät zurückkehren. Und dass wir Lehren aus der Pandemie ziehen, nicht nur be- züglich eines besseren weltweiten Krisen- managements, sondern auch wegen der Nachteile der gewaltigen globalen Ver- flechtungen und Abhängigkeiten.
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 spielbox   17
  Stefan Brück und sein Leib- und-Magen-Au- tor Stefan Feld. Zehn Spiele entwickelten sie gemeinsam für Alea, zuletzt erschien 2018 Carpe Diem.










































































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