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    können, verlieren wir Lebenspunkte. Ge- schieht dies zu oft, scheiden wir aus – dies ist in meinen Partien aber nie jeman- dem gelungen. Ziel ist es also, die Kreuze in den Dungeons so zu setzen, dass man möglichst variabel bleibt.
Natürlich gibt es Sonderfelder und -aufgaben. Jeweils zwei Schatzkisten sind pro Dungeon versteckt. Wer sie erreicht, schaltet zusätzliche Lebenspunkte, zwei Ankreuz-Joker oder die dreimalige Zusatz- nutzung des schwarzen Würfels als passi- ver Spieler frei. Unterschiedlich ist auch, wie man vorankommt. Im zweiten Level muss mehrfach Geröll beiseite geräumt, im dritten müssen Schwanzteile eines Riesenwurms attackiert und im vierten bestimmte Felder erreicht werden, damit man den Endboss, einen Saurier, über- haupt angreifen darf.
Das alles geschieht auf Basis konstant bleibender Grundregeln, weshalb man nicht vor jedem Level lange in der An- leitung blättern muss. Dungeons, Dice & Danger ist an dieser Stelle sehr eingän- gig, was Einsteigern gefällt. Alea gibt als Komplexitätslevel 2 von 10 an. Das passt. Allerdings vermissen erfahrenere Spieler bald schon die Abwechslung. Und hadern mit den vielen kleinen Problemen, die da auftauchen.
Am störendsten ist das Suchen. Jeder muss nach jedem Wurf permanent sein komplettes Blatt abscannen, ob denn eine der möglichen Augenzahlen benach- bart zu einem bereits gesetzten Kreuz frei ist. Bei vier verschiedenen Augen- zahlen sind das einige Kombinationen, die geprüft werden müssen. Das ist an- strengend. Bei drei oder mehr Spielern geht die Spielzeit auch deshalb durch die Decke, weil alles so unübersichtlich ist. Ganz offenkundig wäre Dungeons, Dice & Danger ein hübsches Spiel auf dem Ta- blet gewesen, das anzeigt, welche Felder aktuell überhaupt erreichbar sind.
Dazu kommt die Ausstattung. Aleas Konzernmutter Ravensburger glaubt, dass vier winzige Bleistifte (in meinem Ex- emplar lagen sogar nur zwei) ausreichen, um vernünftig spielen zu können. Das ist Quatsch. Zum einen sind die dünnen Striche in den bunten Dungeons kaum zu sehen – so wird alles sogar noch unüber- sichtlicher und die Spielfehler nehmen zu. Zum anderen wundert man sich schon,
dass Stifte beiliegen, die es bei Ikea umsonst gibt, wäh- rend andere Verlage selbst
Mini-Spiele mit besseren Stiften inklusive Radiergum- mi ausstatten. Da wurde am falschen Ende gespart.
Zwar befinden sich zwei Blö-
cke mit je 100 Blatt in der Box, doch hätte man für den Preis sicher auch acht abwischbare Spielbretter und vier pas- sende Stifte beilegen können, die dann dick genug wären, dass man die eigenen Kreuze auch erkennen kann. Vielleicht gab es im Verlag noch Erinnerungen an einen Schiffbruch aus dem Jahr 2012, als Saint Malo erschien, das durch schmie- rende Stifte komplett versenkt wurde.
Bei Dungeons, Dice & Danger starren alle, wie bei Roll-&-Write-Spielen üblich, nur aufs eigene Blatt. Die Wartezeiten sind enorm, denn einer in der Gruppe grü- belt immer länger. Die angegebene Spiel- dauer bis 45 Minuten hielt keine meiner Gruppen ein, zum Teil wurde sie deutlich überschritten. Gut, dass man es solitär spielen kann, da muss niemand auf einen anderen warten.
Leider liest sich die arg komprimierte Solo-Regel wie hingeschludert. Wer nicht in jedem Zug einem Monster einen Tref- fer versetzt, erleidet auf der Lebensleiste einen Verlust. Es gilt daher, sich schnell einen Weg zu den Monstern zu bahnen, was mit etwas Übung bald gelingt. Wer ein Monster trifft, muss zudem das zwei- te Würfelpaar nicht nutzen. Etwas mehr Akkuratesse hätte der Anleitung gutge- tan. So kann man die wenigen Zeilen nur versuchen, zu interpretieren: Ob man zum Beispiel ohne Monster-Treffer und bei nur einem passenden Paar gleich zwei Punkte verliert? Ich glaube: ja. Das Spiel endet, wenn der letzte Lebenspunkt weg ist. Zählen dann die erreichten Punkte noch (ich hoffe sehr), oder ist man verloren, weil tot wie im Mehrspielerspiel? Antwor- ten darauf sucht man vergeblich.
Man wundert sich, dass das Spiel laut Box ab zwölf, laut Regel ab zehn Jahren ist (letzteres mag wohl passen). Und liest man den Pressetext, werden darin die Zeichnungen des (im Regelheft übrigens falsch geschriebenen) Illustrators Cam Kendell gelobt. Telefonierende Saurier und sechsbeinige Bären leben demnach im Dungeon. Das alles habe ich leider übersehen. Denn ich habe mir die Augen ausgeschaut, um zu erkennen, wo das nächste freie Zahlenfeld ist. Dungeons, Dice & Danger ist ein recht holperiger Neustart der „Spielermarke“ Alea.
   Titel:
Autor: Illustration: Verlag: Personen: Alter: Dauer: Preis:
Dungeons, Dice
& Danger
Richard Garfield Cam Kendell Alea/Ravensburger 1– 4
ab ca. 10 Jahren ca. 30 – 75 Minuten ca. 25 Euro
 Kritiker
Stefan Ducksch
Udo Bartsch
Spielreiz
4
5
Thematisches Roll-and-Write-Spiel, das aber oft einschränkend wirkt.
Andreas Becker 6
Schöne Idee mit den Dungeons und Monstern, letztlich fühlt es sich trotz- dem nicht besonders innovativ an. Das Spielgefühl zwischen den vier Leveln ändert sich höchstens subtil – da wäre mehr drin gewesen.
Manuel Fritsch 3
Enttäuschendes Wimmelwürfelspiel ohne Flow und Eleganz.
Stephan Kessler 4
Das Spiel verliert sich im Suchen
von Zahlen und dem Warten, wenn jemand alle Möglichkeiten der Würfel- kombinationen durchgeht. Dies kann zu viel zu langer Spieldauer führen.
Marie Poenisch 6
Harmloser Würfelspaß mit Monster- kloppen. Spieldauer könnte vielleicht etwas kürzer sein, unterhält aber gut in lockeren Runden.
Edwin Ruschitzka 3
Unübersichtlich und anstrengend, vor allem viel zu lange Spieldauer für den geringen Spielspaß. Die Solo-Regel verwirrt und kann für Frust sorgen. Die Minuspunkte auf der Lebensleiste werden dabei nicht vom Endergebnis abgezogen. Das gilt auch für den Fall, dass der Totenkopf angekreuzt wird. Man hat nicht etwa verloren, vielmehr notiert man seine Punkte und hofft, es beim nächsten Mal besser zu machen. Was aber auch keinen großen Spaß macht.
Harald Schrapers 5
Leider ist dieses Spiel sagenhaft un- übersichtlich. Die Mitspielenden sind ständig dabei, zu scannen, was über- haupt möglich ist. Da bleibt wenig Raum zum Spielen.
  spielbox   15
    



























































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