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 Immer freie Hand – ohne Wenn und Aber
  Stefan Brück, 1961 geboren, hat Pädagogik studiert, das Studium aber abgebrochen. Da- nach lernte er Kaufmann, hat aber nie in diesem Beruf gearbeitet. Er war über 30 Jahre als Spieleredakteur beschäftigt. Er hat zwei inzwischen erwachsene Kinder, 23 und 21 Jahre alt. Seit seinem Ausscheiden bei Alea im Jahr 2020 ist er Freiberufler.
  Ravensburger hat Alea gefühlt immer etwas stiefmütterlich behandelt. Haben Sie darunter gelitten?
Gelitten wäre ein etwas zu schweres Wort. Aber es war schon erkennbar, dass zu Be- ginn die ein oder andere Befindlichkeit, vor allem bis Anfang der 2000er-Jahre, vorhanden war.
Damals erschien zum Beispiel Torres, Spiel des Jahres 2000 von F.X., unter dem Ravensburger-Label. Das fanden viele sehr kurios. Sie auch?
Torres hätte unbedingt ins Portfolio der gerade erst neuen und noch im Wachsen befindlichen Marke Alea gehört, zumin- dest nachdem es zum Spiel des Jahres gekürt wurde. Aber dies ist an der da- maligen Redaktion und dem Vertrieb ge- scheitert. Eine markenpolitische Fehlent- scheidung, die den Erfolg von Alea aber
höchstens etwas verzögert hat. Gott sei Dank haben wir von Anfang an sehr gute Spiele veröffentlicht, die den damals erst aufkeimenden Markt für Vielspieler bes- tens bedient haben. Spätestens mit Pu- erto Rico war der Durchbruch geschafft. Hatten Sie immer freie Hand, welche Spiele Sie bei Alea machen wollten?
Ja, die hatte ich tatsächlich, ohne Wenn und Aber. Für dieses – insbesondere für ein Haus wie Ravensburger – ausgespro- chen große Vertrauen bin ich den ver- schiedenen Verantwortlichen heute noch sehr dankbar. Wenngleich es in den letz- ten Jahren zunehmend schwieriger und eingeengter wurde, was dann ja auch ei- ner der Gründe für meine Kündigung war. Welches der von Ihnen redaktionell begleiteten Spiele war Ihrer Meinung nach das beste?
Interview. Stefan Brück
Alea, die – laut Eigenwer- bung – „Spielermarke“ von Ravensburger, meldet sich mit Dungeons, Dice & Danger zurück. Der neue Kapitän an Bord heißt André Maack. Aber Alea aufgebaut, etabliert und viele, viele Jahre geprägt hat ein anderer: Stefan Brück. EDWIN RUSCHITZKA hat mit ihm gesprochen.
Hallo Herr Brück, wie geht es Ihnen? Haben Sie seit Ihrem Ausscheiden bei Alea vor zwei Jahren einen neuen Job gefunden?
Stefan Brück: Danke, mir geht es den Um- ständen entsprechend gut. Bislang habe ich noch keinen neuen Job, nein, aber das war auch gar nicht der Plan. Ursprünglich wollte ich unter anderem längst einen ei- genen Verlag mit wenigstens einem Spiel auf die Beine gestellt haben. Doch dann kam Corona und hat alles durcheinander- gebracht und verzögert. Aber das gilt ja irgendwie für uns alle, weltweit.
Ist es schwierig, eine Anstellung als Spiele-Redakteur zu finden oder freibe- ruflich zu arbeiten?
Wie gesagt, um eine volle Anstellung habe ich mich bislang nicht wirklich bemüht, da es nicht meiner Zukunfts- planung entspricht. Und als Freiberufler habe ich über die letzten Jahre bereits einige Jobs erhalten und ausgeführt; das werde ich für die Zukunft weiter ausbau- en. Es ist interessant, viele verschiedene Aufgaben zu erhalten und sich in sie im- mer wieder neu hineinzudenken.
Seit Anfang der 90er-Jahre sind Sie Re- dakteur. Zuerst bei F.X. Schmid, dann, nach der Übernahme durch Ravensbur- ger, haben Sie die Marke Alea geprägt. Wie viele Spiele haben Sie eigentlich insgesamt betreut?
Nicht zu vergessen, dass ich vor F.X. Schmid schon zwei Jahre bei Schmidt Spiele, damals noch in Eching bei Mün- chen, tätig war. Eine Anzahl betreuter Spiele kann ich beim besten Willen nicht benennen, allein bei Schmidt waren es bestimmt annähernd 50 Titel, natürlich inklusive der unzähligen Lizenzspiele wie Lottos und Dominos oder Spielesamm- lungen. Vermutlich waren es alles in al- lem wenigstens 300.
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  Fotos: Brück, Ducksch

















































































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