Page 10 - spielbox_2_2022_DE
P. 10

 Titel. 25 Jahre Bohnanza
  À la Bohn heure!
Mü & Mehr, das wird das nächste große Ding. Da waren sie sich bei Amigo 1997 sicher. Das Spiel hatten Doris Matthäus und Frank Nestel bereits im Eigenverlag veröffentlicht, es war
von der Jury Spiel des Jahres empfohlen worden, es gab eine Fan-Basis. Was sollte da schiefgehen? „Bohnanza hatten
wir alle nicht im Fokus“, erinnert sich Uwe Rosenberg. Nun: Es dürfte eine der prominenteren Fehleinschätzungen der Branche gewesen sein.
Casasola Merkle einen eigenen Verlag namens Lookout Games, um Bohnanza- Erweiterungen zu veröffentlichen. Was Amigo unter einer Bedingung duldete: Es durften immer nur kleine Stückzahlen produziert werden. „Der Vorteil für Amigo lag auf der Hand: Sie bekamen kostenlo- se Betatests und konnten sich aussuchen, welche Erweiterung sie selbst herausbrin- gen wollten.“ Nicht alle aus Lookout-Ta- gen haben es zu Amigo geschafft.
„Es ging bei diesen Erweiterungen auch nie darum, einfach immer nur mehr vom Gleichen zu bringen“, erzählt Uwe Rosenberg. „Jede Erweiterung verändert das Spiel in eine andere Richtung.“ Seit ein paar Jahren hat er es sich deswegen zur Aufgabe gemacht, Spielern eine oder mehrere von ihnen zu empfehlen. Immer ausgehend von den Vorlieben seiner Ge- sprächspartner. Bohnanza-Erweiterun- gen verändern den Charakter des Spiels, machen es für die eine Gruppe unattrak- tiver, für eine andere erst interessant. Da- raus entstand die Empfehlungstour auf diesen Seiten.
I Marketing mit Bohnen
Die Erfolgsgeschichte von Bohnanza führte auch verlagsintern zwangsläufig zu der Frage, ob sich die Marke nicht auf andere Produkte übertragen lasse. Wenig überraschend wurde sie intern mit „Ja“ beantwortet. So wurden Ideen von Uwe Rosenberg, die ursprünglich gar nichts mit Bohnanza zu tun hatten, trotzdem
 Von ANDREAS BECKER
Bohnanza ist eine Marke geworden, an Mü & Mehr erinnern sich vor al- lem die Altvorderen noch. Aber die
Bohnen wachsen immer noch in den Him- mel. Uwe Rosenberg (Foto rechts) führt das auf den Handelsaspekt zurück – und sieht darin die entscheidende Ähnlichkeit zu Catan. „Es sind meines Erachtens die einzigen beiden Spiele, in denen Handel derart frei möglich ist. Ich kann bei Boh- nanza lieb sein und etwas verschenken, ich kann aber auch hart sein. Mir fällt jedenfalls kein drittes Spiel ein, das in dieser Reihe zu nennen wäre.“ Diese Me- chanik sei es, die den anhaltenden Erfolg erkläre – und dafür sorgt, dass es ständig neue Familienmitglieder gibt.
Über 15 Bohnanza-Erweiterungen sind mittlerweile erschienen, dazu zahlrei- che Spin Offs. Der erste Spross der noch
Für Studenten
„In meinen Augen ist es das Studenten- spiel der Reihe, weil man dabei richtig rumalbern kann“, findet Uwe Rosenberg. 2002 erschien es bei Lookout, 2007 bei Amigo – und 2017, zum 20. Geburtstag, in einer Neuauflage. Die Rede ist von
Ladybohn. „Dabei fallen Sprüche wie ,Ich schiebe Dir ein Kind unter‘“, sagt Rosenberg. Neu sind neben den Boh- ninnen besagte Babys. Liegen sie bei der Ernte oben auf einem Feld, gibt es keinen Ertrag, liegt dort eine Lady- bohn, ist der Ertrag höher als bei den Männern. „Diese Version hat für mich den besten Kennenlern-Faktor.“
jungen Familie, in puristischer Schönheit schlicht Erweiterungs-Set genannt, er- schien schon 1997. „Wir wollten eigent- lich nur ein Goodie produzieren, eine 22er-Bohne“, erinnert sich Rosenberg. Beschwipst vom Erfolg wurde es die Weinbrandbohne. „Aber dann dachten wir: Es ist besser, wenn wir ein richtiges Produkt daraus machen und haben es zu einer kleinen Schachtel aufgestockt.“ 24 Kaffeebohnen fanden noch Platz und vier Kakaobohnen. Es ist rückblickend ein ungewöhnliches Produkt, alle anderen Erweiterungen veränderten das Spielge- fühl. Alle anderen Erweiterungen wran- gen das Handtuch mit Bohnen-Wortspie- len immer noch ein bisschen weiter aus.
Uwe Rosenberg hatte nach dem ersten Erfolg begonnen, sich darauf vorzuberei- ten, was da noch kommen mochte. Er hat- te nicht nur alle möglichen Bohnen-Wort- spiele auf 32 Seiten niedergeschrieben (er kam auf rund 1500 Verbohnsungen,
wie er sie nennt). Er hatte auch schnell Ideen zu- sammengetragen, was Bohnanza noch alles kann. Er gründete vor mehr als 20 Jah- ren sogar mit Hanno Girke und Marcel-André
Für
  Streitbare
2011 erschien Bohn Camillo bei Lookout, ein weiteres reines Zweier- Spiel, eine Hommage an die Don-Camil-
lo-Filme, in der sich die Spieler in Hass- liebe verbunden sind. Das Szenario mit Aktionskarten hat sich Sascha Hendriks ausgedacht. Mit dabei: Gottes Bohn, der eine Aktion des Gegenübers verhindert. Auch schön: Bohn Camillo baut keine Roten Bohnen an, sondern gibt sie direkt an den Kommunisten Pebbohne weiter, der sie dann einpflanzen muss. „Das war ein gutes Spiel – aber auch fies, weil man sich gegenseitig Sachen wegnimmt“, er- innert sich Uwe Rosenberg.“
 8
spielbox
   









































































   8   9   10   11   12