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  Für VielSpieler
Uwe Rosenbergs alter Freund und Kupferstecher Hanno Girke hatte die Idee, Bohnanza brettspieliger zu machen und eine Stadt entstehen zu lassen: ein Aufbauspiel. High Bohn erschien 2000 bei Lookout. Vor den Bauern wächst nun
eine Western-Stadt mit Bank, Saloon, Jail, General Store and more. Allerdings müs- sen die Gebäude mit hart verdienten Bohnentalern bezahlt werden. „Aber die Punk- te werden nicht weggegeben, sondern nur umgewandelt“, erklärt Uwe Rosenberg das Prinzip. Die Gebäude heben die Grundregeln auf: Je nachdem, wie teuer es ist, bringt es andere Effekte: Es ist erlaubt, Karten auf der Hand umzustecken, Bohno- meter verändern sich, Zusatzeinkommen werden ausgespuckt.
„Das war fantastische Arbeit, die Hanno da geleistet hat“, sagt Rosenberg. Auch bei Amigo kam die Variante an, dort erschien sie bereits 2001 in einer größeren Box. Und unser Kollege Edwin Ruschitzka lobte in spielbox #4/01: „Es ist der beste aller Ableger des genialen Kartenspiels von Uwe Rosenberg.“
Rosenberg übertrug das Prinzip von High Bohn für die Amigo-Version übrigens auf Al Cabohne und ersann die Variante Prohibohn, bei der es darum ging, Etablis- sements wie Pubs, Casinos oder Nightbars zu kontrollieren, um so weitere Vorteile abzugreifen.
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Für planer
Ernte ich das Feld jetzt ab – oder lasse ich es stehen, um eine Aufgabe zu erfüllen? Das ist die Entschei- dung, vor der die Spieler gestellt werden. Um Bohn-
röschen wach zu küssen, müssen sich die Bohnprin- zen erst einmal durch ein Aufgaben-Geflecht schlagen. Darin kommt voran, wer zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist und Anforderungen wie „Irgendein Spieler hat mindestens vier Brechbohnen angebaut“ oder „Der Zugstapel wird leer“ erfüllt. Ist das just der Fall kann jeder Spieler, egal ob gerade am Zug oder nicht, die Aufgabe erfüllen. Ersatzweise kann man auch ein- fach einen Bohnentaler löhnen. Wer am Spielende im Schloss steht und dann auch noch die meisten Taler in seinem Schatzkistchen gehortet hat, gewinnt. „Der Diminutiv im Titel hat mir nie so gefallen“, sagt Uwe Rosenberg. Es klingt ihm zu sehr nach einer leichteren Bohnanza-Variante, aber das ist es nicht. 2007 er- schien die erste Version, 2018 gab es eine Neuaufla- ge unter dem Namen Marco Bohno. Das Ziel dieses großen „Abohnteuers“ war die Goldene Bohnenranke.
Für Kinder
„Kindergarten-Bohnanza“ nennt Uwe Rosenberg Mein erstes Bohnanza, aber das ist definitiv nicht despektierlich gemeint. „Wie man Bohnanza kindgerecht erklärt, ist richtig mit pädagogischem Kon- zept entwickelt worden.“ Dafür zeichneten die Erzie- herin Heike Kiefer und der Erziehungswissenschaftler Hayo Siemsen verantwortlich. Und siehe: Das Konzept ging auf, schon Vierjährige waren in der Lage, Boh- nanza zu spielen. Zumindest in der abgespeckten Form. Aber ab der dritten Klasse seien die Kinder dann in der Lage, Bohnanza mit allen Regeln zu spielen, wenn sie schrittweise, Regel für Regel, in das Spielkonzept hin- eingeführt werden. Das Prinzip sollte der Verlag viel- leicht auch auf Erwachsene übertragen, denn noch immer arbeiten sie daran, die Regel zu perfektionieren. Uwe Rosenberg sagt gern, wie groß die Lücke ist, die da klafft. Wer versucht, sich Bohnanza über die Regel- lektüre zu erschließen, wird wirklich gefordert und hat gute Chancen, zu scheitern. Wer es erklärt bekommt, ist
nach ungefähr einer Minute mitten im Spiel.
 Zauberkarten und Bohnenfähigkeiten, die die Grundregeln aushebeln, bietet auch das 2020 erschienene Excalibohn, das 2005 bereits unter dem Titel Rabohn- zel bei Lookout erstveröffentlicht wurde. „Für viele ist das ihr Lieblings-Bohnanza. Auch weil man mal die Mitspieler angreifen konnte, ohne dass es richtig wehtat“, erzählt Uwe Rosenberg. „Allerdings werden die Regeln dadurch auch komplizierter.“ Es gibt über die Zauberkarten und Bohnen nämlich zahlreiche Detailregeln, die es zu verinnerlichen gilt: Die Pflückbohne erlaubt mir, die hinterste Handkarte eines Mitspielers zu stibitzen, der Bohnenfeldzauber erlaubt einem, vorübergehend ein drittes Bohnenfeld zu bebauen. Und so weiter.
  ins Bohniversum gebeamt. Zum Beispiel Bohn Hansa. Entwickelt hatte er es schon viel früher, um 1989, während seines Abiturs. Damals hieß es noch „Fruchtige Zeiten“, es ging um Obsthandel auf einer Südseeinsel. Der Kern war aber schon da: Verhandlungen mit den Mitspielern. Im Rückblick sagt er: „Das Spiel wirkte wie ein Poster. Das Brettspiel hat sich gut verkauft, mehr als 30.000 mal. Und da es der Marke nicht geschadet hat, war es wohl eine richtige Entscheidung.“ Ähnlich war es mit Space Beans und Bohnkick, das 2006 zur Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland erschien. Es waren ganz andere Spiele, die Rosenberg eingereicht hatte. Der Verlag stülpte Bohnenhülsen drüber.
Ins Reich der Marketing-Bemühungen gehört auch das Bohniversum-Puzzle, 2006 erschienen, 1000 Teile stark. Es
folgten „Das Fanbuch“ sowie „Das gro- ße Bohnanza-Buch“, Amigo hat sich ins Zeug gelegt, um die Marke bekannt zu machen. Es gab auch immer die Idee, Plüschbohnen zu produzieren, also eine ganze Spielzeugwelt auf die Beine zu stellen, eine Konkurrenz zur Diddl-Maus, dachte Rosenberg. Aber dafür brauchte es einen professionellen Partner, der nie am Horizont auftauchte. So verblasste die Idee wieder.
I Die nächsten 25 Jahre Prinzipiell sei Bohnanza nicht unend- lich erweiterbar, sagt Uwe Rosenberg. Auch wenn er selbst noch viel mehr Ideen entwickelt hatte, als bis heute veröffent- licht wurden. Vieles davon hat er selbst wieder verworfen, weil es schlicht nicht gut genug war. Die Ideenkiste habe er mittlerweile auch geschlossen, sie irgend-
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            Fotos: Amigo, Becker
















































































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