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Titel. 25 Jahre Bohnanza
 wo auf dem Dachboden verstaut. Einen Plan, sie noch ein- mal zu öffnen, existiert nicht. Obwohl: Die eine oder andere Idee wird er dem Verlag vielleicht doch noch vorschlagen.
Da gibt es zum Beispiel einen alten Cousin von Bohnan- za: Klunker. Der Clou in dem Spiel waren die Schaufenster- auslage sowie der eigene Tresor. „Auch wenn einen der eine
oder andere Mechanismus an Bohnanza erinnert, Klunker bleibt ein völlig eigenständiges Spiel. Die Qualitäten von Bohnanza erreicht Klunker nicht ganz“, schrieb Edwin Ruschitzka in spielbox #3/99. Trotzdem: Das Spiel- prinzip könnte sich ins Bohnanza-Universum übertra- gen lassen, überlegt Rosenberg. „Aber ich muss es mir selbst noch einmal anschauen, ob es auch aus heutiger
Sicht noch gut ist.“
Eine Lieblingserweiterung von Rosenberg flog auch etwas
unter dem Radar. 2004 kam sie raus, inspiriert von einem Wirtschaftsskandal: Vodafone schluckte Mannesmann per feindlicher Übernahme. Aus dem Arbeitstitel „Vodabohn“ wurde Telebohn. Herzstück des Spiels sind feindliche Über- nahmen, für die man auf einem seiner drei Felder schlicht mehr Bohnen als die Mitspieler angepflanzt haben muss. Dann kann man Kontrahenten zum Tausch zwingen. Durch Ablegen einer der Textkarten ließ sich eine Übernahme aber abwehren. Textkarten? Sie waren das zweite Element dieser
Erweiterung. Sie ermöglichen es unter anderem, mehr Bohnentaler beim Ernten zu verdienen, wertvollere Bohnen auf bereits begonnenen Äckern anzupflanzen
oder anderen Karten zu stibitzen. „Von dem wünsche ich mir, dass es noch mal kommt“, sagt Uwe Rosenberg.
Mitte der Nullerjahre, das war die Phase der Kartenfunk- tionen. Auch Kannibohne, noch ein reines Zweier-Spiel, das 2006 bei Lookout erschien, arbeitet mit Kartentexten.
Immer wenn die oberste Karte eines Bohnenfeldes einen Text zeigt, können Spieler die Anweisungen ausführen. Die Brechbohne ermöglicht nun, so zu tun, als wenn man ein Feld des Gegners erntet, mit der Augenbohne wird dem Gegner verboten, zu ernten, die Buschbohne erlaubt mehr Karten der offenen Ablage auf die Hand zu nehmen. „Ich könnte mir für Kannibohne auch eine Zukunft bei Amigo vorstellen“, sagt Uwe Rosenberg.
Einen großen Wunsch hat er noch. „Was mir immer noch vorschwebt, ist ein Mega-Bohnanza: 200 Karten, 13 Boh- nensorten, mit bis zu vier Feldern zum Anbauen.“ Einen ersten Versuch, diese Idee umzusetzen, habe es auch schon gegeben: Bohn to Be Wild! hieß es 2012, das Ganze ging aber noch nicht so auf, wie Rosenberg sich das vorgestellt hatte. „Damals wurden zu viele Ideen ins Spiel gepackt“, sagt er. Er meint die Wilden Bohnen, die Ereignisse ins Spiel brachten. Zudem gab es noch Handelskarten, die später in Bohna Nostra mit den „Versprechen“ wieder auf-
genommen wurden.
Ein weiterer seiner Favoriten aus der Familie wird aber
wiederkommen: das Würfelspiel. Statt der sieben Würfel aus der ersten Auflage wird es in diesem Herbst nur noch fünf geben. „Es zeigt sich, dass die Qualitäten des Spiels mit fünf Würfeln noch besser rausgearbeitet werden.“ Das Spiel ver- laufe für die meisten Spieler jetzt entspannter, ergo werden mehr Menschen erreicht.
Für Händler
pieler, die intensiver handeln und feilschen wollen, kommen
mit Bohnedikt auf ihre Kosten, weil ihnen nun noch mehr Möglichkeiten geboten werden, den Handel zu variieren“, sagt Uwe Rosenberg, der in diesem Fall Jochen Balzer als Co-Autor an seiner Seite hatte. Allerdings sorgt ein intensiveres Han- deln auch dafür, dass eine Partie länger dauere. Immer wenn Bohnedikt in der Handelsphase aufgedeckt wird, muss dessen Anweisung befolgt werden. Zum Beispiel ist dann der Han- del mit dem rechten Nachbarn untersagt. Im Klostergarten ist Bohnedikt zusätzlich ein Joker, auf dem Gottesacker allerdings unerwünscht. Zusätzlich gibt es noch Opferkarten, die erlau- ben, auch eine bunte Vielfalt auf dem Gottesacker auszusäen.
N ***
achdem Bohnedikt 2016 erschienen war, gab es bereits
2019 eine weitere Erweiterung mit Handelsschwerpunkt: Bohna Nostra. Darin durften illustre Gangster wie Bohnie Parker, Lucrezia Bohnia oder alte Bekannte wie Al Cabohne mit Gefallen handeln. Getreu dem Motto: „Ich habe ihm ein An- gebot gemacht, das er nicht ablehnen konnte.“ Wenn es in der Handelsphase just eine lukrative Offerte gibt, man aber selbst nichts anbieten kann, lässt sich das mit einem verbindlichen Gefallen, einem Wechsel auf die Zukunft, vielleicht regeln.
Für riSiKo-FanS
„Risibohn“ sollte es erst heißen. Aber das war Hanno Girke und Uwe Rosenberg dann doch zu riskant, sie sahen das Abmahnungsschreiben der Hasbro-Anwälte quasi schon vor sich liegen: Deswegen wurde das Bohnanza mit Gebietserobe- rung 2003 bei Lookout als Dschingis Bohn veröffentlicht, ausgedacht hat es sich Hanno Girke. Nun kommt es nicht mehr darauf an, wie viele Bohnentaler am Ende angehäuft wurden, sondern wie viele Gebiete man erobert hat. Für die Attacken können die Spieler auf die eigene Kartenhand, den Nachzieh- stapel oder Reiterscharen aus den Steppen zurückgreifen. Der Wert der Bohnenkarte bestimmt die Kampfstärke, gewisse Ortschaften verändern diesen Wert auch noch. Aber Kämpfe
kosten: Für jede Attacke einen Bohnentaler.
„Diese Version hat nie so eine Bedeutung wie andere Erwei- terungen gehabt“, erinnert sich Uwe Rosenberg. „Tatsächlich mag man es gern, wenn man gern Risiko spielt. Wer es gern extrem einfach hat, der ist bei Dschingis Bohn nicht so rich- tig.“ Der Kampfcharakter taucht im Bohniversum erneut auf. Zum Beispiel 2004 in Bohnaparte, noch „eine Risiko-Verar- sche“, erzählt Uwe Rosenberg. Im Grunde steckt dahinter die gleiche Idee wie bei Dschingis Bohn. Amigo sprang 2004 auch auf den Zug auf, veröffentlichte beide Decks in einer Box.
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