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 Aktuell. Gespräch mit dem Flipperkönig
 Rütteln wie ein Weltmeister
Johannes Ostermeier (20)
ist amtierender Flipper- Weltmeister. Die spielbox hat ihn per Zoom zu einer Partie Flippermania eingeladen,
um mit ihm übers Flippern als professionellen Sport, die Umsetzung als Brettspiel und den Tilt zu sprechen.
Von DANIEL WÜLLNER
„Das ist das größte Comeback al- ler Zeiten!“ Die Moderatoren der Weltmeisterschaft waren völlig aus dem Häuschen. Nach zwei punkt- armen Durchgängen holte der damals 17-jährige Johannes Ostermeier mit sei- ner letzten Kugel fast dreieinhalb Milliar- den Punkte – und gewann so das Finale
der Flipper-Weltmeisterschaft 2019. Ostermeier ist der erste Deutsche, der diesen Titel geholt hat. Seit 1991 werden die Weltmeisterschaften ausgetragen, 28 Jahre dauerte es also, bis die Trophäe nach Deutschland kam, genauer: ins bay- erische Markt Schwaben, gewonnen von einem Abiturienten, der mittlerweile Grie-
chisch und Latein auf Lehramt studiert. Verglichen mit Ostermeiers irrwitziger Aufholjagd gestaltet sich eine Partie Flip- permania deutlich entschleunigt: wür- feln, Ziel ankreuzen, Punkte eintragen, wiederholen (siehe auch die Rezension auf den Seiten 30/31 dieser Ausgabe). Vom amtierenden Weltmeister wollen wir wissen, welche Gemeinsamkeiten die Flipper-Simulation und ein echter Pinball-
Automat haben.
Die Geschwindigkeit
und die ganzen physi-
schen Komponenten
kann ein Würfelspiel
nicht nachahmen. Aber
das strategische Denken,
sagt Ostermeier, ähnelt
dem echten Flippern. Ent- scheidend ist der richtige Plan. Denn ohne ein Ziel knackt man keinen High Score. Man muss wissen, wie, wo und wann man Multiplikatoren, Multi-Bälle und Boni freischaltet, um möglichst viele Punkte zu er-
zielen. „Wer einfach drauflosspielt, kann zehn Minuten verschwenden, ohne viele Punkte zu holen“, erklärt Ostermeier. „Mit Überblick schafft man eine wesentlich höhere Punktzahl – in einer Minute.“
Wie würde er den High Score bei Flip- permania knacken? Über Carniball ge- beugt, beginnt er das zweidimensionale Gerät aus Pappe zu studieren. „Zuerst
würde ich auf die Targets spielen, also die Enten und Ballons, um dann zum richti- gen Zeitpunkt die Boni freizuspielen. Den Bumper-Bonus aktiviere ich erst dann, wenn ich ihn voll ausnutzen kann.“
Ostermeier ist einer von 40.000 regis- trierten Spielern weltweit. Aber Überblick allein reicht nicht, um Flipper-Weltmeister zu werden. Als Vierjähriger stand er zum
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Johannes Ostermeier (links) mit Ernö Rotter 2018 bei einem Turnier in Bünde. Rotter war da- mals die Nummer zwei der deutschen Rangliste.
 Fotos: Ostermeier










































































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