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         bestmögliche Reihenfolge ausgetüftelt, werden die verdienten Abzeichen einge- sammelt. Mit künstlerischem Gestalten hat diese Optimieraufgabe wenig ge- meinsam.
Aber kann Canvas was? (Verzeihung, aber ein Text über dieses Spiel ohne die- sen enorm flachen Witz ist leider nicht
möglich.) Eindeutig ja! Canvas ist mit seinen wenigen Regeln über- aus zugänglich und eine Partie in einer halben Stunde gespielt. Das Spielgefühl ist eher solitär, das stört jedoch nicht weiter. Jede der zwölf Wertungskarten ist anschaulich auf ihrer Rückseite erklärt, sodass sich Nachschlagen in der Anleitung er- übrigt, durch die zahlreichen mög- lichen Kombinationen ist für viel Abwechslung gesorgt. Symbole sammeln kennt man aus anderen Spielen, das ist nichts Innovatives, aber die durchsichtigen Folien sind elegant und neuartig in das Spiel- geschehen eingebunden. Natürlich ist es etwas schade, dass die Bildmo- tive für die Wertung bedeutungslos sind und lediglich bei Gleichstand überhaupt hinzugezogen werden. Das tolle Material stimmt jedoch milde, und die künstlerische Gestal- tung des Spiels verzaubert sowohl Einsteiger als auch routinierte Viel- spieler. Es ist jedes Mal ein großer Spaß, die fertigen Kunstwerke zu betrachten und ihre Titel laut vorzu- lesen. Am besten spielt sich Canvas mit einer gewissen inneren Leichtig- keit und ohne großes Grübeln.
Und nicht nur Kunstfans hängen das Spiel mit einem verzückten Lächeln an die Wand. Überhaupt: Wie toll ist das denn, wenn man vor dem Besuch betont lässig ein Bild von der Wand nimmt und dann sagt „Lasst uns spielen, ich habe
hier etwas Schönes“! Da wird das Spiel wahrhaftig zur Kunst. Noch konsequenter wäre es gewesen, wenn der Illustrator das Cover signiert hätte. Wenn schon, dann richtig. Die Titel der Kunstwerke in Can- vas passen übrigens wirklich immer per- fekt und eignen sich sogar als Überschrift für Rezensionen, wie man sieht.
 spielbox   25
 Titel: Autoren:
Illustration: Verlag: Personen: Alter: Dauer: Preis:
Canvas
Jeffrey Chin, Andrew Nerger
Luan Huynh
Road to Infamy, Asmodee 1– 5
ab ca. 10 Jahren
ca. 30 Minuten
ca. 30 Euro
Kritiker
Marie Poenisch
Udo Bartsch
Spielreiz
7
5
Mittelmäßiges Tüftelspiel in heraus- ragender Aufmachung.
Christwart Conrad 7
Fantastische und originelle Präsenta- tion, inhaltlich sehr anregend über die Partie hinaus. Mechanisch hingegen Hausmannskost, je nach Aufgaben- auslage und Angebot manchmal schwerfällig bis frustrierend.
Stefan Ducksch 4
Viel Optik, wenig Spiel. Trotz sich ändernder Aufgaben immer gleiches Spielgefühl mit sehr begrenzten Ent- scheidungsmöglichkeiten.
Manuel Fritsch 5
Das Spiel, das man lieber an die Wand hängt, als es auf den Tisch zu bringen.
Guido Heinecke 6
Impressionistischer Türöffner in die bunte Welt moderner Spiele.
Stephan Kessler 5
Wenn man über die wunderschöne Malerei hinweg sieht, bleibt ein un- spektakulärer Farbklecks übrig.
Christoph Schlewinski 6
Genau richtig, um Wenigspielern zu zeigen, was für Möglichkeiten Brett- spiele haben.
        
































































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