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 Was wurde eigentlich aus . . . Petra Hofstetter
   Vom Bären aufs Schaf gekommen
Petra Hofstetter genießt es heute, sich um ihre Tiere zu kümmern, statt den Heidelbären zu pflegen. Fotos: privat
en. Das ist schön so. Die jungen Verleger müssen jetzt ran, und ich kann hier zwi- schen meinen Schafen sitzen.
Das klingt, als hätten Sie schon länger damit geliebäugelt, etwas anderes zu machen?
Es war eine tolle Zeit bei Heidelberger, wir hatten viel Spaß, haben unglaublich viel gelacht. Es hat mir auch persönlich viel gebracht. Gerade zuletzt ging es uns sehr gut, und zu allem Überfluss haben wir dann auch noch mit Codenames das Spiel des Jahres gekriegt. Trotzdem war es auch anstrengend, die Arbeit wurde immer mehr. Mein Sohn hatte damals Probleme in der Schule, und ich hatte das Gefühl, ich muss mich mehr kümmern. Nach dem Verkauf war schnell klar, dass ich so nicht weitermachen werde. Ich bin nicht gerne angestellt, und es konnte oh- nehin nie wieder so werden, wie es mal war.
Wie kamen Sie darauf, in Dornberg Fe- rienwohnungen zu vermieten?
Ich stamme von Amrum. Meine Eltern und Großeltern waren immer Gastgeber. Als Kind fand ich das doof, weil man lei- se sein musste und die Bude immer voll war. Schon zu Heidelberger-Zeiten hatten wir dann ein Haus gepachtet und die Wohnungen vermietet. Einer hat seine Wohnung total verwüstet hinterlassen. Wir mussten sie komplett entkernen und haben im Spaß gesagt: Ab jetzt vermieten wir nur noch für eine Woche. Und dann haben wir es tatsächlich ausprobiert, und es ist supergut angenommen worden. Die Bilder auf Ihrer Website sehen sehr idyllisch aus.
Dornberg ist kein Ferienort. Wir haben nur 60 Einwohner. Aber es gibt viel Natur und schöne Wanderwege. Die Leute, die zu uns kommen, finden das toll, und mir macht es Spaß, wenn man sich bei uns wohlfühlt und ich etwas zurückgeben kann. Es ist wie früher am Messestand, nur dass ich dazu nicht mehr irgendwo hinreisen muss.
Von UDO BARTSCH
Ist das Spielen ein abgeschlossenes Ka- pitel für Sie?
Petra Hofstetter: Ich habe das Kleinun- ternehmen „Spielstand“ gegründet und so einen Fuß in die Tür gestellt. Mit „Spiel- stand“ unterstütze ich Messeauftritte für Verlage. Es bestehen auch sonst noch viele Kontakte. Der Sohn meines Mannes arbeitet bei Abacusspiele. Dadurch krie- ge ich viel mit, und ich freue mich auch immer sehr, wenn jemand anruft und um meinen Rat fragt.
Sie leben jetzt auf dem Land, in Dorn- berg. Wie sieht Ihr Alltag nun aus? Vieles ist vorher zu kurz gekommen. Ich war an fünf Tagen im Büro, habe oft auch an Wochenenden gearbeitet. Ich hatte damals schon Pferde, hatte aber keine Zeit, sie zu reiten, sondern habe sie nur gefüttert und den Mist weggemacht. Heute kann ich mich, wenn ich um sechs Uhr aufstehe, am Stand der Sonne erfreu-
Als gelernte Einzelhandelskauffrau im Bereich Gesellschaftsspiele und mit Er- fahrungen im Außendienst von Amigo kam Petra Hofstetter 1996 zum Heidel- berger Spieleverlag und leitete die da- mals neu gegründeten Heidelbär-Spie- leläden. Im Zuge wachsender Aufgaben wurde sie 1997 neben Harald Bilz und Peter Gutbrod dritte Mitinhaberin des Verlags. Nach dessen Verkauf an Asmo- dee 2017 war Petra Hofstetter noch ein Jahr lang dort angestellt. Heute vermie- tet sie mit ihrem Mann Ferienwohnun- gen im Odenwald.
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