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 Kritik. Undaunted: Normandie
 Feldwebel Deckbau, Schütze Würfel
 Wenn ein Spiel über den Zweiten Weltkrieg „Unerschrocken“ heißt, legt es seinen spielerischen Fokus offenbar nicht auf die Schrecken. Sogar etwas Pathos und Heldenverehrung schimmern durch. Jedenfalls erscheint es den Verfassern der Anleitung mitteilenswert, dass die zu diesem Spiel inspirierende 30. US-Infanteriedivision bei Zeitgenossen als „beste“ des Krieges in Europa galt.
Von UDO BARTSCH
nicht. Es ist ein Spiel. Die kriegsentschei- denden Akteure sind Feldwebel Deckbau und Schütze Würfel. Auch die deutsche Seite kann gewinnen. Und zum Glück hat das keine Konsequenzen.
Beide Seiten beginnen mit identischen oder ähnlichen Decks. Immer vier Karten nimmt man auf die Hand, eine bestimmt die Initiative, die anderen drei nutzt man für Aktionen: Einheiten feuern oder sie bewegen sich durchs Gelände mit dem Ziel, strategisch wichtige Felder unter Kontrolle zu nehmen. Spähtruppen müs- sen dabei voran, bevor andere folgen dürfen. Kommandanten befehligen Ein-
heiten oder bringen neue ins Spiel oder nehmen weitere Karten bereits vorhande- ner Truppen ins Deck.
Plane ich einen Vorstoß mit meiner Schützengruppe A, hilft es, mich mit vielen entsprechenden Karten einzude- cken, weil sie dann häufiger an die Reihe kommen. Allerdings werde ich auch aus- rechenbar. Jeder Treffer gegen die Schüt- zen kostet mich eine zugehörige Karte, im schlimmsten Fall habe ich sie gerade auf der Hand, muss sie nun wegwerfen und verliere die Aktion.
Dünne Decks bieten mehr Spielkontrol- le, ihr Manko ist ihre Anfälligkeit. Kann ich keine Karte mehr abgeben, obwohl ich das müsste, verschwindet der Einheiten-Chip vom Brett. Unter Umständen kann ich ihn später neu einsetzen – dann aber wie- der an seinem Startpunkt. Etwaige schwer erkämpfte Geländegewin- ne dieser Einheit sind verloren. Das Deck zu planen, zielgerichtet aufzu- bauen und je nach Schlachtenlage auch wieder zu verändern, ist die
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beinahe kompletter Auslöschung beider Seiten. Nach einem läppischen Landge- winn vom Waldrand bis zum Flussufer stapeln sich am Rand des Schlachtfeldes jede Menge ausgeschiedene Karten. Sie tragen individuelle Namen wie Fritz Wolf, Frank Lee, Reinhold Schröder, Bob Benja- min, Hermann Ziegler, Otis Washington, Dieter Pohl und erinnern so an reale Kriegsopfer.
Übergeordnet geht es natürlich um die Befreiung Europas vom Fa-
schismus. Aber auch darauf
richtet Undaunted seinen
Fokus nicht. Wir spielen im Kleinen einzelne Schlachten, wie sie sich so ähnlich nach der Landung der Alliierten in der Normandie zugetragen haben. Eine Simulation ist Un- daunted: Normandie dennoch
abei wäre zum Erschrecken reich- lich Potenzial vorhanden. So man-
ches der zwölf Szenarien endet mit
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  Fotos: Bartsch, Becker / Illustration: Giant Roc















































































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