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 Kritik. Calico
  Sophia ist bereits die dritte Mitspielerin, die am Ende einer Calico-Partie sagt: „Atmosphärisch erinnert das ganz schön an Azul“. Optisch hat es erst einmal gar nichts mit Fliesenlegen in Portugal zu tun. Keine kühlen Kacheln, sondern heimeliges Patchwork- Ambiente erleben wir beim Puzzeln einer kuscheligen Katzendecke aus bunt gemusterten Hexagonen.
Von WIELAND HEROLD
Ja: Azul und Calico sind vergleich- bar. Letztlich sind es abstrakte Lege- spiele, bei dem man vor allem die Wertungsaspekte im Auge haben muss. Jeder besitzt ein Tableau, das es aus einer begrenzten Auslage zu füllen gilt. Michael Kieslings Azul hat es 2018 zu Spiel-des-Jahres-Würden gebracht. Was aus Calico 2021 wird, werden wir bald erfahren. Die Idee dazu hatte Kevin Russ, der als Natur- und Reisefotograf in den USA arbeitet und mit dem Katzenspiel 2020 seinen Erstling veröffentlichte. Seit März liegt es in einer Bearbeitung von Ra- vensburger vor.
Die Tableaus von Calico zeigen die Umrandung einer Steppdecke mit 22 Fel- dern, die zu füllen sind. Zwei Stoffplätt- chen (leider nur aus Pappe) zieht jeder zu Beginn aus einem kleinen Beutel. Dann geht es schon los: Eines davon platzieren, aus dem drei Plättchen großen Stoffmarkt eines nachziehen. Der nächste ist dran.
So simpel die Regeln, so komplex wird die Aufgabe: Die Plättchen zeigen nicht nur sechs verschiedene Muster, sondern auch sechs Farben. Daraus ergibt sich die Herausforderung. Drei von sechs Aufga- benkärtchen kommen auf zentrale Felder der Puzzlefläche, um sie herum passen sechs Plättchen, die bestimmte Farb- oder Musterkombinationen zeigen sollten. Wer aus dem „oder“ ein „und“ macht, wer also eine Aufgabe sowohl mit Far-
ben als auch mit Mustern erfüllt, bekommt dafür besonders viele
Punkte.
Wertungstechnisch bietet Calico aber noch mehr, schlägt dabei in der Aufga- benfülle Kieslings Kacheln
um Längen. Das Gelun-
gene an den zusätzlichen Wertungen: Sie passen so-
gar thematisch. Da gibt es Belohnungsknöpfe, die drei Punkte bringen, wenn mindes- tens drei Plättchen mit identi- scher Farbe nebeneinanderliegen.
Außerdem schnurren zehn Katzen im Spiel herum und warten auf die Erfüllung bestimmter Muster-Aufgaben. Drei von ihnen spielen in jeder Partie mit. Da kön- nen wir uns für Mimmi, Mausi und Moritz entscheiden, die bestimmte Plättchen- gruppierungen aus jeweils zwei der sechs Muster wünschen. Wird das geschafft, gibt’s diese Katzen dann als Schnurr-De- kor auf der Decke.
Der Ablauf ist wie bei Azul recht ein- fach, zumal die Legeregeln
großzügig sind,
sie erlau-
Azulesk
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 Fotos: Becker, Herold / Illustration: Ravensburger
















































































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