Page 45 - Spielbox 05/17 Deutsch
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ßen Runden: Käselaib, Schinkenpizza, Blaubeer-Torte. Runde Sachen zählen in Café Fatal von Brett J. Gilbert und Tre- vor Benjamin doppelt so viele Punkte wie kantig verbliebene Einzelstücke. Motor wiederum sind eckige Kuben mit runden Punkten, gemeinhin als „Würfel“ bekannt. Und zumindest nicht gänzlich unbekannt ist die Verwendungsart dieser Würfel – zumindest für alle, die schon mal Las Vegas von Rüdiger Dorn gespielt haben. Wer am Zug ist, würfelt mit seinem ge- samten Bestand, wählt eine der erzielten Augenzahlen und legt sämtliche Würfel dieser Zahl auf eines der Tischtableaus. Sobald über mehrere Runden sämtliche Würfel platziert wurden, gewinnt der mit den meisten Würfeln auf einem Tisch die dort liegenden Ecken. Bei Gleichstand gewinnt der mit den höheren Augen. Es wäre fatal, hätte Café Fatal nicht auch deutliche Unterschiede zum Casino-Zock. Die hat es aber: Anders als in Las Vegas sind den Orten erstens keine festen Au- genzahlen zugeordnet. Jeder bestimmt selbst, mit welcher Zahl er wo agieren will. Zweitens kann, da es mehr als sechs Tische gibt, nicht jeder Spieler seine Wür-
fel überall setzen. Hat man erst einmal irgendwo begonnen, muss man entweder weitere Würfel mit derselben Augenzahl dazupacken. Oder Würfel mit anderen Augenzahlen auf benachbarten Tischen platzieren.
Raub ist eine höchst verwerfliche Tat – außer er ist ideologisch legitimiert und trifft andere Personen als einen selbst. Gemäß dieser Präambel geht die Spielge- schichte in Chickwood Forest von Matt Loomis vollkommen in Ordnung, denn hier beraubt Rächer Robin Hahn die adligen Adler und verteilt einen Teil seiner Beute an die armen Landhühnchen. Natürlich nur einen kleinen Teil, der Rest bleibt als Bearbeitungsgebühr im Hahn’schen In- kassounternehmen hängen.
Zurückbehalten werden Maiden, Ge- wänder, Schatztruhen und Schmuck- stücke – Kostbarkeiten also, die für das dumme Landvolk eh zu schade wären. Jede Schatzsorte punktet auf eine andere Weise, was die Angelegenheit komplex werden lässt, zumal man die Beute in bunt gemischten Chargen erwirbt. Der genaue Wert einer Fuhre lässt sich nur grob abschätzen; zu unberechenbar sind
Wechselbeziehungen der Karten unterei- nander. Außerdem rafft man einen Teil der Ladung verdeckt und könnte übel überrascht werden – außer natürlich man hat die heiße Ware selbst platziert. Denn so verläuft eine Runde: Reihum und teils offen, teils verdeckt legen die Spieler ihre Handkarten zu den adligen Destinatio- nen. Anschließend wählt jeder ein Schloss und kassiert Immobilie samt Beute ein. Die Nummer der Schlösser bestimmt über die Spielerreihenfolge im anschließenden Durchgang. Rund ein Viertel der Beute- karten erlaubt das Platzieren von Spen- densteinen in den Dörfern, was wie ein Spiel im Spiel ist. Je mehr Steine ein Dorf enthält, desto größer fällt dort am Ende die Punktebelohnung aus. Den größten Anteil kassiert der größte Spender. Still und unauffällig in der Provinz Gutes zu tun, bringt also herzlich wenig. Der wahre Robin Hahn ist auch ein Marketingstrate- ge und engagiert sich dort, wo die Auf- merksamkeit aller am höchsten ist. -ub
Mitarbeit am Messebericht: Udo Bartsch (ub), Christwart Conrad (cc), L.U. Dikus (lud), Stefan Ducksch (sd), Matthias Hardel (mh), Christof Tisch (ct), Claus Voigt (cv).
REPOS
PRODUCTION
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