Page 33 - Spielbox 05/17 Deutsch
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für ein Verbrechen wie Erpressung, Mord oder Ähnliches bezeichnet.
Reihum tun es ihm die anderen gleich, jeder ist allerdings mit der ersten vor ihm liegenden Karte auf eine Straftat festge- legt. Jedes Indiz hat einen Punktwert von eins bis drei. Sobald ein Gesetzesbrecher sechs oder mehr Indizienpunkte ange- häuft hat, gilt er als überführt, zugleich entlastet er alle anderen Missetäter, denn er muss zu den eigenen auch noch deren ausliegende Karten als Minuspunkte an sich nehmen. Am Ende eines Durchgangs bekommt derjenige das Knastplättchen mit der längsten Aufenthaltsdauer, der
die meisten Karten einstreichen d
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musste, die andern müssen entspre-
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chend kürzer sitzen. Nach drei Durch-
gängen darf sich der Ganove mit der geringsten Zeit hinter Gittern als Sieger feiern lassen.
Eine der seltenen „Schwarzer Peter“-Karten verlangt, dass alle ausliegenden Indizien zum linken
Nachbarn verschoben werden, wo- mit ein arg Bedrängter noch einmal den Kopf aus der Schlinge ziehen kann. Diese Kartenbezeichnung passt gut zum Spiel- gefühl. Während man die anderen in die Pfanne haut, versucht man selbst, glimpf- lich davonzukommen. Aktives Hetzen ist ausdrücklich erlaubt, etwa indem man in Aussicht stellt, mitzuziehen und dem ausgeguckten Opfer die entscheidende Karte vor den Latz zu knallen. Angesicht der überschaubaren Spieldauer von einer guten halben Stunde für die drei Durch- gänge ist Kurzer Prozess absolut ange- messen dafür, Schadenfreude zu zelebrie- ren. -cc
Goliath
In der Realität sind Missgeschicke blöd. Im Spiel machen sie oft Spaß. Eine psy- chologische Erklärung dafür ist, dass der Gedanke an eine üble Situation, verknüpft mit der Gewissheit, dass man verschont geblieben ist, herzhafte Er- leichterung auslöst. Wie dem auch sei, Unterhaltsamkeit auf einschlägigen Par- tys lässt sich mit den 200 Karten von Verdammt nochmal zweifellos erzeugen. Darauf sind mehr oder weniger schlimme Geschehnisse aufgeführt und mit einem Elendsindex von 0,5 bis 100 versehen, den Experten wie Eheberater, Therapeu- ten und Sozialarbeiter mit zusammen über 150 Jahren Erfahrung im Bereich der klinischen Psychiatrie verantwor-
ten. Sie haben ihn aus dem ermittelten Angst-Level und drohenden emotionalen und psychologischen Traumata errech- net. So ist der Tritt in Hundekacke mit 1,5 bewertet, ein Kondom, das aus dem im Restaurant servierten Burger herauslugt, schon mit 50 Elendspunkten, während eine Insolvenz noch deutlich darüberliegt. Das übelste Unheil will ich hier gar nicht erwähnen.
Die spielerische Idee erinnert an Urs Hostettlers Anno Domini, ist dabei ge- schickt aufgepeppt. Jeder startet mit drei Missgeschick-Karten, die er – ordentlich in Reihenfolge gebracht – vor sich auslegt. Der erste Vorleser zieht ein Karte vom Stapel und liest das saublöde Ereignis vor, ohne dessen Indexwert zu verraten. Sein linker Nachbar hat als erster die Gelegen- heit, den korrekten Ort vorzuschlagen, wo das Unheil seiner Meinung nach in seiner persönlichen Auslage hingehört. Hat er richtig vermutet, schiebt er die Karte dort hinein und ist seinerseits mit Vorlesen an der Reihe, ansonsten haben alle anderen reihum die Chance, diese Karte zu gewin- nen. Wer zuerst deren zehn vor sich aus- liegen hat, gewinnt. Verdammt nochmal lebt von der Imagination, davon, dass wir alle in unserer gemütlichen Runde vor derartiger Unbill gefeit sind, dass sich alle ausmalen, wie schlimm es wohl hätte kommen können und wie unterschiedlich schlimm der eine oder andere ein Mal- heur bewertet. Dabei fällt manchmal auf, dass sich mit zunehmendem Alter man- che Peinlichkeit oder Qual relativiert. Bei allem schwarzen Humor sind die übelsten Katastrophen allerdings eigentlich nicht lustig. Da bleibt manchem das Lachen im Hals stecken, auch wenn er – wie hier un-
bedingt notwendig – Sinn fürs Makabre hat.
Spielmechanisch betrachtet hätte zwar auch das Anno Domini-Prinzip funktio- niert. Aber so kommen viel mehr Karten ins Spiel, was die Idee nahelegt, bei Anno Domini doch einmal wie bei Verdammt nochmal vorzugehen. -cc
HABA
Wer auch im dritten Jahr des Familienspie- leprogramms von HABA glaubt, dass es beim Verlag aus Bad Rodach nur Kinder- spiele gebe, wird spätestens mit Conex ei- nes Besseren belehrt, einem rein abstrak- tes Legespiel, bestehend aus 52 Karten. Sie zeigen farbige Ecken und Kanten und dürfen nur mit diesen exakt passend auf bereits ausliegende Karten gleicher Far- be oder das Spieltableau gelegt werden. Dafür gibt es die angezeigten Punkte, die auf dem Tableau abgetragen werden. Wer mit seinem Punktestein zuerst eine Runde schafft, gewinnt. Alternativ ist derjenige der Sieger, der in dem Moment führt, an dem der Tisch komplett mit Karten belegt ist. Denn keine Karte darf auf mehr als einer anderen liegen. Zudem führen Son- derkarten Verdoppler oder einen Würfel ein. Letzterer erlaubt u. a., Karten nachzu- ziehen, was sonst nur gegen Verzicht auf das Anlegen möglich ist.
Etwas kindgerechter sieht hingegen Würfelkönig aus, was die Schachtelgrafik angeht, ungeachtet dessen wird es ab acht Jahren empfohlen. Auf der Schachtel wird reklamiert, es handle sich um „ein kniffeliges Würfelspiel“, was schon erah- nen lässt, dass es wieder um Straßen, Dril- linge oder Full House geht. Allerdings fehlt ein Block, um die Punkte zu notieren.
WÜRFELKÖNIG: Vor den Dorftrotteln hüten
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