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SPIELMITTEL SPIEL DES JAHRES Alles zum Thema Spiele auf: www.spielbox.de
keiten dieser hat und vor welchen Pro- blemen er steht. Dies bereitet ein unge- mein intensives Spielerlebnis. Das Anforderungsprofil wächst mit jeder er- folgreichen Landung, ohne dass sich die Beteiligten überfordert fühlen, mag es auch nicht selten mehrerer Anläufe bedürfen.
„Auf den Wegen von Darwin“ von Grégory Grard und Matthieu Verdier (Sorry We Are French / Asmodee) fol-
solche aus. Selbst in voller Besetzung geht eine Partie schnell über die Bühne, wobei sich die Forscher dann sogar da- rauf verlassen können, sämtliche Tiere zu sehen zu bekommen.
Dritter Anwärter auf den Titel war „Captain Flip“ von Remo Conzadori und Paolo Mori (PlayPunk / Asmo- dee), dessen Regelwerk noch knapper ausgefallen ist. Auch hier agiert jeder auf seinem eigenen Schiff, wo blind ge- zogene Crew-Mitglieder so platziert sein wollen, dass sie neben einem So- forteffekt auch am Spielende noch viele Punkte liefern. Während etwa die Ma- trosen auf verschiedene Spalten verteilt und der Ausguck ganz oben auf dem Mast postiert werden sollten, kocht der Smutje für jeden in seiner Reihe, die deshalb möglichst lang und vollbesetzt sein sollte. Weibliche Kanoniere lassen besonders viele Goldstücke springen. Kommen jedoch mehr als zwei von ih- nen zusammen, sprengen sie das Schiff in die Luft.
bei der es kaum einmal bei einer ein- zigen Partie bleibt.
Hochaktuelles Thema
Wie beim Spiel des Jahres hat sich auch beim Kennerspiel des Jahres er- wartungsgemäß ein Kandidat durchge- setzt, der über seinen Unterhaltungs- wert hinaus etwas ganz Besonderes zu bieten hatte. Das bei Schmidt Spiele erschienene „e-Mission“ von Matt Leacock und Matteo Menapace hat sich seine Ausnahmestellung dadurch verschafft, ein hochaktuelles umweltpo- litisches Thema in seriöser Weise zu- gleich spieltechnisch ausgereift umge- setzt zu haben. Auffällig ist, dass auch hier Kooperation auf eine Weise einge- fordert wird, die das Spiel gegen Alpha- Spieler resistent macht, mithin keine Gefahr besteht, dass ein Teilnehmer das Ruder an sich reißt und die anderen zu Statisten degradiert.
Spielthema ist der Klimawandel und der Versuch, ihn allen regionalen Egoismen zum Trotz noch recht- zeitig in den Griff zu bekommen. Bis zu vier Weltmächte mit unter- schiedlichen Ausgangslagen sind bemüht, eine Erwärmung der Erde um 2 Grad zu verhindern, ohne dabei allzu viele Notstands- plättchen zu sammeln. Dazu müssen sie ihre Produktion an CO2 so weit reduzieren, dass Bäume und Meere den verblei- benden Rest zu binden vermö- gen. Nach Erfassung aktuell dro- hender Krisen verständigen sich die Akteure zunächst auf ein neues Globales Projekt, bevor je- der daran geht, die Verhältnisse
auf dem eigenen Tableau mithilfe von Projektkarten zu verbessern. Daneben bleibt es jedoch unerlässlich, einen Teil seiner Karten auch für die Förderung von Globalen Projekten und die Krisen- bewältigung abzuzweigen.
Das notwendigerweise etwas um- fangreichere Regelwerk wird in der klar gegliederten Anleitung anhand zahl- reicher Beispiele so sorgfältig aufberei- tet, dass sich die Abläufe schnell verin- nerlichen lassen. Andererseits sind die Aktionsmöglichkeiten durch die Fülle auf unterschiedliche Weise verwend- barer Karten kaum zu überblicken, was dazu zwingt, alle Beteiligten in die
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gen bis zu fünf Nachwuchsforscher dem berühmten Wissenschaftler auf sein Schiff, die HMS Beagle, um ihn bei der Vollendung seines Buches „Über die Entstehung der Arten“ zu unterstüt- zen. Jeder von ihnen kann sein eigenes Forschungsbuch mit Tieren und Cha- rakteren bestücken, von denen in der zentralen Auslage auf Höhe der Beagle stets drei in Form von Plättchen zur Auswahl stehen. Um damit sofort zu punkten und später sogar Theorien auf- zustellen, müssen die Tiere auf Felder kommen, die sowohl ihrem Lebensraum als auch ihrer Klasse entsprechen. Vor- teile bringt es, sich von diversen Cha- rakteren inspirieren oder von Ortskun- digen unterstützen zu lassen.
Nach Ansicht der Jury verbindet das Spiel ein überschaubares, in sich schlüssiges und leicht erklärbares Re- gelwerk mit überbordender Freude an der Umsetzung seines Themas. Dabei fühlen sich die kurzen Züge mit ihren vielen Optionen stets belohnend an, was zudem einen hohen Wiederspiel- reiz erzeugt. Die wunderschön gestalte- te und illustrierte Ausstattung trägt das Ihre zur themengerechten Atmosphäre bei. Insbesondere die Forschungsbü- cher sehen zugeklappt tatsächlich wie
Anhaltende Spannung entsteht da- durch, dass es freisteht, das gezogene Plättchen nicht mit seiner zunächst ge- zeigten Seite abzulegen, sondern es vorher zu wenden. Eine Chance, sich zu verbessern, aber eben auch ein Risiko einer deutlichen Verschlechterung. Glücklich darf sich schätzen, wer einen Affen erwischt, mit dessen Hilfe ein be- nachbartes Plättchen auch später noch (wieder) gewendet werden darf. Auf die- se Weise wechseln sich immer wieder Glücksmomente und Schadenfreude ab, was die nötige Würze in das lockere Geschehen bringt. Genau das Richtige für eine gemischte Runde jeden Alters,

