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      SPIELMITTEL
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     zum „Kennerspiel des Jahres“ gekürt zu werden. Kein Zufall, sondern ein- drucksvoller Beleg dafür, mit welch ho- hem Unterhaltungswert Vertreter dieser früher oft belächelten Gattung inzwi- schen aufwarten können. Und dies nicht nur in leicht verdaulicher Machart, sondern auch auf gehobenem Niveau für erfahrenere Spieler, die mit einem etwas umfangreicheren Regelwerk zu- rechtkommen.
Als Angehörige eines steinzeitlichen Stammes können die Teilnehmer den harten Kampf ums Überleben hautnah nacherleben. Ihre anfangs zweiköpfigen Gruppen müssen unter Einsatz
ihrer persönlichen Fähigkeiten mit gegenseitiger Unterstüt- zung in unterschiedlichem Gelände auf Nahrungssuche gehen und Holz sammeln, Werk- zeuge bauen und sich der An- griffe wilder Tiere erwehren. Nachwuchs verschafft zusätz- liche Optionen, will aber am Ende des Tages auch ernährt werden. Jeder hungrig bleibende Mensch schlägt mit einem Totenkopf zu Buche. Desgleichen solche, die aufgrund zu vieler, nicht mehr rechtzeitig geheilter Verletzungen sogar sterben.
Um die Partie zu gewinnen, muss eine Höhlenmalerei aus fünf Teilen fertiggestellt werden, bevor sich der Stamm den fünften Totenkopf einge- handelt hat. Dann geht es aufs nächste Level. Dagegen kann sich die Gruppe im Fall eines Scheiterns mit wachsen- der Erfahrung so lange der bisherigen Aufgabe stellen, bis sie diese erfolg- reich bewältigt hat. Kaum zu glauben, dass zur Erschaffung dieser absorbie- renden Steinzeitwelt neben ein paar Utensilien nur Karten benötigt werden. Karten, die für angenehme wie unange- nehme Überraschungen sorgen, über deren begrenzte Auswahl aber in jedem Zug unter Abwägung von Chancen und Risiken frei entschieden werden kann.
Komplett aus Karten wollen auch Bruce Glasscos „Fantastische Rei- che“ (Strohmann Games) errichtet wer- den. Dazu muss die zufällige Starthand durch Aufnehmen und Abwerfen
schrittweise entwickelt werden. Jede Karte ist ein Unikat und gehört einer von zehn Kategorien an. Je geringer ihr Grundwert, desto mehr Bonuspunkte kann sie generieren. Etwa der König mithilfe von Armeen, das Feuerwesen durch andere Flammen oder das Erd- wesen für jedes Land. Umgekehrt blo- ckiert der punktträchtige Basilisk nicht
Die weiter nominierten Kennerspiele „Fantastische Reiche“ und „Die verlorenen Ruinen von Arnak“
von Arnak“ (CGE/Heidelbär Games) erweist sich als opulent ausgestatteter Entdeckerwettlauf. Jedes Team will auf der Forschungsleiste möglichst schnell vorankommen, zugleich aber auch neue Orte entdecken, dort Grabungen durch- führen und obendrein den örtlichen Wächter bezwingen, um dessen Segen zu erlangen. Denn all dies bringt nicht nur Siegpunkte, sondern erweitert auch den Handlungsspielraum.
     nur Anführer und Armeen, sondern auch alle anderen Bestien, und wird ein Dra- che mit einer hohen Strafe belegt, wenn ihn kein Zauberer flankiert.
Die Karten kommen vom verdeckten Talon oder aus der offenen Auslage. So- bald diese zehn abgelegte Karten auf- weist, endet die Partie. Während die Regeln über den Ablauf ganz einfach sind, braucht es eine Weile, um mit der Fülle aufeinander bezogener Karten- texte vertraut zu werden. Dann aber kann nach Herzenslust taktiert und spe- kuliert werden. Wer bei der Abrechnung sichergehen will, nichts übersehen zu haben, sollte sich eine kostenlose, leicht zu bedienende App des Lizenzgebers herunterladen.
Der von Michaela „Mín“ Štachová und Michal „Elwen“ Štach angelegte Weg durch „Die verlorenen Ruinen
Durch den Erwerb von Ausrüstungs- gegenständen und Artefakten kann sich ein Forscherteam Vorteile unterschied- lichster Art verschaffen. Geradezu un- verzichtbar ist es zudem, dazu pas- sende Gehilfen zu rekrutieren und diese schnell weiter zu qualifizieren. Die ver- wendeten Spielelemente wie Personal- einsatz, Deckbau und Ressourcen- management sind für sich gesehen nicht mehr ganz so neu. Die bemer- kenswerte Leistung des jungen Auto- renpaars aus Tschechien besteht darin, dies alles zu einem homogenen Ganzen verknüpft zu haben, das in jeder Beset- zung durchgehend zu fesseln vermag.
Zwei kommentierte Empfehlungs- listen mit fünf bzw. vier weiteren Spielen von herausragendem Unterhaltungs- wert lassen sich von der Webseite der Jury herunterladen. Hier sollte auch, wer sich mehr für andere Themen oder Genres interessiert, fündig werden.
L.U. Dikus
www.spiel-des-jahres.de
    Video-Vorstellungen zu Gewinnern
und Nominierten auf YouTube:
28 | SPIELMITTEL 3/2021














































































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