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 Aktuell. Herbstneuheiten 2021
 leiste vor. Oder unterstützt die Kirche in der Hoffnung, am Rundenende ein Klos- ter bauen zu können. Der Gewinner indes kontrolliert die gewählte Stadt.
Am Ende werden dann noch einmal kräftig Punkte ausgeschüttet. Es geht um die Anzahl unterschiedlicher Regionen, in denen man eine Stadt kontrolliert, um Klöster, Geld, Ansehen oder auch Macht- marker, die erhält, wer in bestimmten Re- gionen die meisten Orte kontrolliert. Das alles klingt nach solider Euro-Kost, mit der die Beteiligten 60 bis 90 Minuten be- schäftigt sein sollen. (ab)
Pegasus
Als Andrew Carnegie 1919 starb, war der Industrielle unfassbar reich. Allein 380 Millionen Dollar seines Vermögens flossen an Stiftungen oder Wohltätig- keitsorganisationen. Und genau dem wollen wir in Carnegie nacheifern: Reich werden, ordentlich spenden und dafür dann mit unfassbar vielen Siegpunkten entlohnt werden.
In dem neuen Werk von Xavier Georges geht es aber natürlich nicht um Immer- sion, sondern eher um die Präzision der eigenen Planung. Genau 20 Züge stehen jedem zur Verfügung, ehe das Ende nach rund zwei Stunden eingeläutet wird. Der jeweilige Startspieler gibt vor, was ge- macht wird – und alle sind auf die glei- che Aktion festgenagelt (außer sie setzen ihren einen Joker ein). Es geht also auch darum, antizyklisch zu handeln, sodass man selbst großen Nutzen hat, während die Mitbewerber mit der Aktionswahl we- nig bis fast nichts anfangen können.
Vier Möglichkeiten, unsere Arbeiter zu nutzen, gibt es: Die Personalabteilung dient vor allem dazu, die eigenen Leute in die Abteilungen zu bewegen, in denen sie
später dringend benö- tigt werden. Die Kol- legen der Verwaltung beschaffen dagegen Barmittel und Waren oder planen neue Ab- teilungen.
Die Konstruktion schickt einen Außen- dienstler in eines der vier großen Vertriebs- gebiete in den USA und lässt ihn dort ein Infrastruktur-, Indust- rie, Wohn- oder Han- delsprojekt realisieren
– was auch in der Endabrechnung wieder Punkte bringt, wenn man über einen Gür- tel an diversen Projekten Großstädte wie San Francisco, Chicago, New York oder New Orleans miteinander verbunden hat (und auf den jeweiligen Transportleisten möglichst weit vorn steht).
Transportleisten-Schritte eröffnet uns die Abteilung Forschung & Entwicklung (oder einfach nur F&E, wie wir Busines People sagen), die aber auch dazu da ist, die eigenen Projektstreifen zu erweitern, wovon dann später wieder die Außen- dienstler aus der Konstruktion profitieren.
Zu Beginn einer jeden Runde entschei- det die Wahl der Aktion auch darüber, ob es Einkommen durch das Zurückholen der Außendienstler gibt oder ob man für Bildung, Menschenrechte, Gemeinwohl oder das Gesundheitswesen spendet, was zwar mächtig ins Geld geht, aber eben auch das Manna des zeitgenössischen Homo ludens verspricht: nicht Gottes Segen, sondern Siegpunkte. Allein die- ser kleine Ausschnitt zeigt schon, dass Carnegie vor allem für hartgesottene Optimierer ein inneres Bratkartoffelessen sein dürfte. Bauchspieler dagegen haben wahrscheinlich wirklich eine bessere Zeit, wenn sie sich schon mal in die Küche stel- len und anfangen, Kartoffeln zu schälen
ziehen alle wieder auf sechs Handkarten auf. Wem zu früh die Karten ausgehen, der guckt bei diesem Zockerspiel in die Röhre. Nicht eingesetzte Karten zählen hingegen am Ende zum eigenen Ergebnis dazu. (sd)
   und in Scheiben zu schneiden.
Piatnik
(ab)
Plan B Games
Aus den martialischen Kreaturen in Rei- ner Knizias Colossal Arena werden in Equinox Fabelwesen eines verzauberten Waldes. Am Spielprinzip hat sich über- haupt nichts verändert. Man wettet auf Tierarten, die am Ende noch im Spiel sind, mit umso höherem Ertrag, je früher man seine Wette platziert hat.
Reihum spielt man eine Handkarte aus. Sobald in der aktuellen Kartenreihe jeder Kreatur ein Kartenwert zugeordnet ist, scheidet die mit dem kleinsten Wert aus. Die Spezialfähigkeiten der nunmehr 14 Wesen wie des beifallheischenden Flie- genpilzes Fungi oder des zweiköpfigen Echomir entsprechen spielmechanisch unverändert ihren zwölf Vorgängern. Neu hinzugekommen ist der Raubvogel Aquilon, der erlaubt, eine sichtbare Cha- mäleonkarte (früher: Zuschauerkarte) auf die Hand zu nehmen, und Grizzly Ursus, dessen Stärkewerte um einen halben Punkt erhöht sind.
Die aufs Tarotformat vergrößerten Karten sind sehr ansprechend gestaltet; leider verbrauchen sie durch die 6 mal 9 Karten große Auslage viel Platz. Neulin- gen helfen die aufgedruckten Funktions- symbole kaum weiter, während der prak- tische Kartentext im Vorgängerspiel zum flüssigen Spiel beitrug. Stattdessen hätte man sich wenigstens eine Nummerierung oder Bezeichnung gewünscht, um die Erläuterung im Appendix der Anleitung sofort zu finden. Equinox besticht unver- ändert durch starke und direkte Interak- tion (sprich: hohen Ärgerfaktor), die man mögen muss. (cc)
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Als „würfeliges Kartenspiel“ von Matthias Prinz kündigt Piatnik Raise an. Jeder hat einen identischen Satz mit 30 Karten, die er sich gut einteilen sollte. Immer sechs Karten hat man zu Rundenbeginn auf der Hand, um damit die aktuelle Punktekarte abzustauben, deren Wert zwischen 6 und 20 liegt. Ein Spieler wirft sieben Symbol- würfel: Eine Seite ist eine Niete, die ande- ren Symbole werden geordnet abgelegt. Nun bietet jeder in der Runde verdeckt eine Karte. Deren Wert (1 bis 5) wird mit der Anzahl der passenden Würfelsymbole multipliziert. Das Ergebnis wird auf einer Zahlenleiste abgetragen, Nun geht es aber erst richtig los: Der am weitesten hinten Liegende muss weitere Karten ausspielen, um die rote Laterne abzuge- ben. Überholt er so Mitspieler, fällt ihnen diese Aufgabe zu. Wer nicht nachlegen kann oder will, steigt aus. Der Letzte oder Beste der Runde bekommt neben der Punktekarte auch die eingesetzten Zahlenkarten der Mitspieler als Beute, was ebenfalls am Ende zählt. Danach
Fotos: Pegasus Spiele, Plan B Games, Ravensburger












































































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