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     Neue Heimat: Franz Vohwinkel am Eckernförder Meerbusen. Nach der Rückkehr aus den USA wollten er und seine Frau Imelda unbedingt am Meer leben.
  schaltete er eine Anzeige im Darmstädter Echo, dass er Comics zeichne. Tatsächlich klingelte bald darauf das Telefon. Ein Zahntechnikermeister war am Apparat, der in seiner Freizeit Spiele erfindet. Sein Name: Klaus Teuber. Er hatte gerade den Plan gefasst, ein Spiel namens Barba- rossa im Eigenverlag zu veröffentlichen, und suchte jemanden, der ihm das Ganze illustriert. Klang gut. Aber aus der Num- mer wurde nichts.
Teuber fand mit ASS doch einen Ver- lag, der es veröffentlichte. Und Teuber gewann mit Barbarossa später auch das Spiel des Jahres. Nur Franz Vohwinkel war nicht mehr mit von der Partie. In Alten- burg wollte man das Wagnis mit einem
unbekannten jungen Illustrator nicht ein- gehen. Wer sich das ASS-Originalcover von Barbarossa anschaut, weiß, dass es eine der legendären Fehlentscheidungen der Branche gewesen ist, das Spiel nicht von Vohwinkel gestalten zu lassen.
Aber Klaus Teuber war von den Qua- litäten des jungen Zeichners überzeugt. Es dauerte noch einmal zwei, drei Jahre, bis es mit einer Zusammenarbeit klappte. Teuber brachte damals bei Hans im Glück Drunter & drüber heraus, noch ein Spiel des Jahres. Verleger Bernd Brunnhofer war mutig genug, es mit dem Newcomer, der nach dem Studium gerade seinen Zi- vildienst ableistete, zu versuchen. „Das war mein Sprungbrett“, sagt Vohwinkel. Der Rest: Geschichte. „Irgendwann habe ich nichts anderes mehr als Spiele ge- macht. Ich war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Heute würde ich sicher- lich nicht mehr so einfach in die Szene reinkommen.“ Nun, er hatte das nötige Quäntchen Glück. Es folgten unzählige stilbildende Titel.
Gut, das würde er vielleicht mit dem Blick zurück etwas anders bewerten. „Vieles, was ich im Laufe der Jahre ge- macht habe, sieht heute alt aus“, findet
der ein Spiel des Jahres), Java, Mexica – gefalle ihm noch heute. „Und ich hatte mit Imelda zusammen die Art Direction für Blue Moon übernommen. Über die Gen Con kannte ich viele amerikanische Zeichner, die ich angesprochen habe. Wir haben das Projekt dann koordiniert. Das war ein schöner Job.“
Blue Moon entstand zu einer Zeit, als in Imelda und Franz Vohwinkel die Idee längst gereift war, in die USA auszuwan- dern. „Wir hatten dort Leute kennenge- lernt, sie besucht und gesehen, was für eine traumhafte Gegend der pazifische Westen ist.“ 2006 klappte es endlich, sie bekamen die Chance auf eine Green Card. Das war der Zeitpunkt, an dem es kein Zurück mehr gab. Diese Chance be- kommt man genau ein Mal im Leben und muss sie nutzen.
„Die Zeit in den USA hat auf jeden Fall meinen Blick auf Deutschland verändert“, erzählt Vohwinkel. Er, der sich in Deutsch- land immer für einen Exoten hielt, der das Gefühl hatte, dass er nicht so recht in diese geordnete BRD passe, merkte auf einmal, wie deutsch er tickte. Es waren die Kleinigkeiten, an denen er so etwas überdeutlich erkannte. „Wir Deutschen haben es ja gern, wenn unsere Heizung regelmäßig gewartet wird. Aber der Mon- teur in Seattle hat sich sehr, sehr gewun- dert, dass wir ihn einmal pro Jahr bestellt hatten.“ Da wurde ihm klar, wie rational
 Magic. The Gathering ist ebenfalls ein besonderes
Projekt. Neue Karten
malt Vohwinkel mit Öl auf Leinwand.
er. Ohne Ausnah- me? Er denkt nach. Die Maskentrilogie bei Ravensburger – also Tikal (wie-
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