Page 10 - Spielbox 05/17 Deutsch

dient, muss also gut
sein. Und trotzdem kratzt Wettlauf nach El Dorado schon an der Grenze
zum Kennerspiel.
Etwas kompliziert ist bereits der Auf-
bau. Kaum auffindbar im Dschungel ver- steckte Buchstaben sollen anzeigen, wel- che Geländetafeln wie anzuordnen wä- ren. Eines der Bildbeispiele im Regelheft ist obendrein falsch. Wer noch nie Domi- nion-artiges gespielt hat, muss sich zu- dem das Kartenhandling aneignen. Münzwert und Kaufpreis der Karten wer- den da gerne verwechselt. Und wie genau die zwischen den Geländetafeln liegen- den Barrieren zu überwinden sind und
dass für einen Geländeschritt nicht mehrere Kar-
Kaufen einsetzen mit dem Risiko, dass meine nächste Hand längst nicht so toll passt? Oder sogar zähneknirschend auf einen anderen Weg ausweichen? Noch ärgerlicher wird die Blockade, wenn sich der Parksünder auch im Folgezug nicht zur Weiterreise entschließen kann, wäh- rend der Führende unbehindert enteilt und leichtfüßig Richtung ziemlich viel Knete tänzelt.
I Ohne Netz und
doppelten Boden
Wettlauf nach El Dorado ist keins die-
ser Gleichmacher-Spiele mit Netz und doppeltem Boden, das selbst für alle Blindgänger bis zum Finale
ich doch zwei Münzen
zurück, um mir für die noch
ferne Seepassage eine Kapitäns-
Karte anzuheuern, bevor der letzte See- mann vergriffen ist? Und gehe ich den si- cheren Weg oder riskiere die Abkürzung durchs Dorf, für die ich zwingend hohe gelbe Karten nachziehen muss?
Das Hoffen auf den optimalen Nach- schub bewirkt Spannung. Im entscheiden- den Moment das Passende zu ziehen, ist Gold wert. Und das Passende zu verpas- sen, kostet den Sieg. So soll das sein. Ohne Drama keine Dramatik. Mit Wett- lauf nach El Dorado hat Reiner Knizia eine derart packende Verbindung aus taktischem Kartenmanagement, strategi- schem Deckbau und dynamischem Wett-
l
la
au
uf
f g
ge
es
sc
ch
ha
af
ff
fe
en
n,
, d
da
as
ss
s z
zu
u h
hoffen bleibt,
h
hr. Mehr Stre-
hi
ie
er
r k
ko
om
mm
me
e b
ba
al
ld
d n
no
oc
ch
h m
me
eh
c
Kniffe. Und für
ck
ke
en
n,
rr
, m
rn
me
n K
Kn
eh
ni
hr
iz
r K
zi
Ka
ar
rt
te
en
n,
, m
me
eh
hr
r K
H
a a
Wettlauf nach El Dorado Ravensburger
Reiner Knizia
Franz Vohwinkel
2–4 (zu zweit: ) ab ca. 10 Jahren ca. 45 Minuten Deutsch
ca. 38 €
Spielreiz
Udo Bartsch. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
He
er
ia
au
uc
ch
h g
ge
er
rn
ne
e:
: m
mehr Knete.
Udo Bartsch
ten addiert
werden dür- fen, leuchtet auch
nicht sofort ein. Außerdem erfordert Wettlauf nach El Dorado Frusttoleranz. Wer wenig voraus- schauend agiert, einen halsbrecherischen Weg wählt, elementar wichtige Karten nicht kauft oder wegen Deckverstopfung zu lange nicht auf die Hand bekommt, fällt hoffnungslos zurück. Und sieht wo- möglich nicht mal, welch hohe Mitverant-
wortung er an seiner Misere trägt. Manchmal allerdings sind tatsächlich die anderen schuld. Besetzte Felder sind besetzt, und wenn nun ein Lump be- schließt, an der übelsten Engstelle genau vor meiner Nase ein längeres Picknick ein- zulegen, stehe ich im wahrsten Sinne
doof da. Vor allem, wenn ich genau die passenden Karten hätte, um weiterzulaufen: Soll ich die nun be- halten und warten? Oder sie zum
spannend
bleibt. Und das
ist zugleich seine
Stärke: Entschei-
dungen sind rele-
vant! Die auf dem
Schachtelcover rekla-
mierten „tausend Möglichkei-
ten“ mögen auf volle Vierstelligkeit hochgerundet sein, doch tatsächlich be- inhaltet fast jeder Zug knifflige Abwä- gungen. Das gilt umso mehr, wenn die „Höhlen-Variante“ gespielt wird, bei der die Spieler unterwegs attraktive Bo- nus-Plättchen sammeln können – dafür aber manchmal stehenbleiben oder klei- ne Umwege machen müssen.
Und so zaudert man: Will ich neugierig nachgucken, was da verdeckt liegt? Oder unbeirrt immer vorwärts trampeln? Nutze ich die komplette Kartenhand zum Laufen oder halte
Titel: Verlag: Autor: Grafik: Spieler: Alter: Dauer: Sprache: Preis:
Kritiker
Christwart Conrad* . . . . . . . . . . . L. U. Dikus** . . . . . . . . . . . . . . . . . Stefan Ducksch . . . . . . . . . . . . . . . Oliver Grimm . . . . . . . . . . . . . . . . . Wieland Herold . . . . . . . . . . . . . . . KMW. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Edwin Ruschitzka***. . . . . . . . . . Harald Schrapers****. . . . . . . . .
8 8 7
. 6 7 9 9 9
* Zwar dauert die Vorbereitung der Aus- lage ihre Zeit, die Ausführung des einzel- nen Zuges gelingt dafür erfreulich fix. ** Gelungene Kreuzung für etwas erfah- renere Gelegenheitsspieler. Wunsch nach zusätzlicher Varianz durch größeren Kar- tenpool.
*** Anspruchsvolles Familienspiel. **** Genial und spannend.
8
spielbox