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 75 JAHRE OETINGER KINDERBÜCHER
Mit Astrid fing alles an Lindgren
Dass Pippi Langstrumpf, die Olchis, der kleine Ritter Trenk und das Sams bei uns als Kinderbuchhelden so viele Fans haben, ist besonders einer Fir- ma zu verdanken: dem Verlag Fried- rich Oetinger in Hamburg. Dieses Jahr feiert er sein 75. Jubiläum mit tollen „Lieblingsbücher“-Neuauflagen und vielen Neuerscheinungen.
Hätte der Buchhändler Friedrich Oetinger 1949, drei Jahre nach der Gründung seines Verlags, nicht in Schweden die Schriftstellerin Astrid Lindgren kennengelernt, wäre für sein Unternehmen und ganze Gene- rationen deutschsprachiger Leser wohl viel anders gelaufen. Das Zusammen- treffen ist eine glückliche Fügung, denn nach der Ablehnung des Kinderbuchs „Pippi Langstrumpf“ durch fünf andere deutsche Verlage ist Oetinger sofort von der Geschichte der bärenstarken, unangepassten Heldin begeistert. Er macht Nägel mit Köpfen – noch im sel- ben Jahr erscheint das Buch im Nach- kriegsdeutschland auf rationiertem Pa- pier in einer bescheidenen Erstauflage von 3.000 Exemplaren. Der Rest ist Ge- schichte: Pippi wird auch hierzulande zu einer der bekanntesten Kinderbuch- figuren, und Lindgrens andere Werke wie „Wir Kinder aus Bullerbü“ oder „Mi- chel“ finden ebenfalls ein deutschspra- chiges Zuhause bei Oetinger.
Eine Nase für gute Kinderthemen
Ein Händchen bei der Talentsuche be- weist Friedrich Oetinger auch in den Folgejahren. 1956, als Astrid Lindgren den gerade neu geschaffenen Deut- schen Jugendliteraturpreis für „Mio, mein Mio“ erhält, veröffentlicht der jun- ge Helgoländer James Krüss sein De- büt „Der Leuchtturm auf den Hum- merklippen“ im Hamburger Verlag, und auch die Niederländerin An Rutgers bringt ihren Erstling „Lawinen über dem Dorf“ bei Oetinger heraus.
1957, lange bevor es in Deutschland Gesetz wird, führt Friedrich Oetinger in seinem Haus die 40-Stunden-Woche
und freie Samstage
ein. Im selben Jahr erscheinen die ersten „Lampion Bilderbü- cher“. 1958 holt Oetin-
ger einen weiteren Kin- derbuchautor aus Schweden ins Pro- gramm, Hans Peterson mit dem Buch „Matthias
und das Eichhörnchen“. Paul Maar, der sich
1973 „Das Sams“ ausdenken sollte, startet 1968 mit „Der tätowierte Hund“ bei Oetinger seine Karriere als Autor und Illustrator. Ein
Jahr später kommt der erste „Pippi Langstrumpf“-Film ins Kino und macht die Piraten- tochter endgültig zu einem Star in den Kinderzim- mern.
Als neue Auto-
ren werden da-
nach unter an-
derem Christine
Nöstlinger („Mr. Bats
Meisterstück oder die total verjüngte Oma“), Joan Aiken („Der flüsternde Berg“) und Guus Kuijer („Polleke“-Rei- he) unter Vertrag genommen.
Pettersson und Panem
Für Erstleser ruft Oetinger 1981 die Buchreihe „Sonne, Mond und Sterne“ ins Leben, die sich unter dem Namen „Lesestarter“ bis heute die Leseförde- rung zum Ziel setzt. 1984 schließt sich ein weiterer (heutiger) Klassiker dem Portfolio an: Das erste „Pettersson und Findus“-Buch aus der Feder des SchwedenSvenNordqvist,„EineGe- burtstagstorte für die Katze“, erscheint auf Deutsch. Kirsten Boie, deren wohl bekannteste Erfindung der kleine Ritter Trenk sein wird, kommt 1985 zum Ver-
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© The Astrid Lindgren Company, Ingrid Vang Nyman












































































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