Page 25 - Spielbox Special 2022
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     Kosmos
Als hätte er es geahnt: Während hierzulande alle die Heizung runterdrehen und schon mal die di- cken Pullover für den Winter raussu- chen, serviert uns Michael Menzel in Die Legenden von Andor – Die ewige Kälte eine in Eis erstarrte Landschaft auf dem Plan. In dem eigenständigen Spiel, das wieder nach den etablierten Grundmechanis- men funktioniert, sind die bekannten, nun tiefgefrorenen Helden in vier Le- genden unterwegs. Selbst die Trolle haben sich jetzt ein Fell wachsen lassen und ein
paar neue Kreaturen-Kumpels bekommen.
Als Ausrüstungsoption kann man einen Stapel Brennholz mitschleppen, dessen
Wert uns gerade allen bewusst wird. Wer ihn für zwei Willenspunkte entzündet, hat auf seinem Feld einen Bonus im Kampf und erhält bei Tagesende, so er dort steht, fünf Willenspunkte. Leider erlischt jedes Feuer, wenn der Hahn kräht.
Und da ist noch etwas, das schaudern lässt: die „Ewige Kälte“. Dieser Marker rückt auf einer verlängerten Tagesleiste von rechts auf die Aktionssteine der Spieler zu. Bald schon erreicht er die ersten Überstundenfelder. Und nimmt den Helden dann so immer mehr Möglichkeiten, auf dem Plan aktiv zu werden. Zentrale Aufgabe der Helden ist es herauszubekommen, was genau hinter dieser „Ewigen Kälte“ steckt. Die Legenden von Andor – Die ewige Kälte ist für Januar angekündigt. (sd)
darf; weitere Felder dienen dem Karten- nachschub. Da alle Aufträge offen aus- liegen, sind die Ziele der Mitspieler bei genauer Betrachtung klar. Aufmerksam- keit ist vor allem bei entgegengesetzten Interessen gefordert. Bei Streit, von dem naturgemäß die Unbeteiligten profitie- ren, verharren die Tiere meistens nicht auf ihrem zugedachten Platz. Da freut man sich über die Belohnung „Fleisch“, mit dem Tiere angelockt werden können, sodass man seine Aufgabe in weniger Teilzügen und damit weniger störungsan- fällig ausführen kann.
Herzstück sind die vielfältigen Video- szenen. Ganz wirklichkeitsnah benötigt man beträchtlich Zeit und Ausdauer, Minimum zwei Stunden, um deren Be- dingungen im Auge zu behalten. Wilde Serengeti ist bereits erhältlich. (cc)
LAookout Spiele
rbeitereinsetzspiel und biologi- sches Lehrstück zugleich ist Atiwa von Uwe Rosenberg. Es beschreibt, wie die Bevölkerung im Südosten von Ghana derzeit für ihren Lebensunterhalt häufig nach Rohstoffen schürft und dabei die eigene Umwelt vergiftet. Schult man sie hingegen im Umgang mit Flughunden (die sonst auch mal gegessen werden), lernen die Familien, dass diese Tiere durch ihre Ausscheidungen zur Wieder- aufforstung großer Flächen beitragen und so die Lebensqualität für alle verbes- sern können.
Rosenberg übersetzt dies in ein Einsetz- spiel über sieben Runden: Jeder platziert reihum Arbeiter auf Aktionsfeldern, die neue Landschaften für die eigene Aus- lage einbringen, Bäume pflanzen lassen, Familien schulen oder Tiere ansiedeln. Wer aber Rohstoffe fördert, sorgt dafür, dass einzelne Felder der eigenen Ausla- ge unbrauchbar werden. Zudem betreibt man Materialmanagement, weil Früchte, Bäume, Tiere und Familien von einem eigenen Spieltableau kommen, wo sie durch das Abräumen ebenfalls Punkte einbringen. Zusätzlich zum Arbeiterein- satz kann man optional eine Flughunde- aktion ausführen. Sie simuliert den nächt- lichen Ausflug der Tiere und hilft bei der Aufforstung des persönlichen Gebietes.
Das Spiel richtet sich laut Verlag an Menschen ab zehn Jahren und dauert pro Person etwa eine halbe Stunde. Da das Thema Uwe Rosenberg sehr am Herzen
 Michael Menzel (46) ist Illust- rator und Spiele-Au- tor. Er lebt mit seiner Familie am Niederrhein.
Die legenDen von anDor war sein allererstes Spiel als Autor, es wurde 2013 als Kennerspiel des Jahres ausgezeichnet.
Hatten Sie nach der dritten Andor- Box Die letzte Hoffnung nicht ge- sagt, von Ihnen kämen jetzt keine neuen Andor-Spiele mehr?
Michael Menzel: Stimmt. Ich hatte da- mals die Trilogie zu Ende erzählt und wollte keine eigenen Legenden mehr schreiben. Außerdem hatte ich ande- re Spielideen, wie zum Beispiel zu Die Abenteuer des Robin Hood. Die Fans haben die Reihe ja weiter gepflegt und getragen. Es gab neue Boxen von Men- schen, die richtig tief im Thema sind, und ich habe nur noch illustriert. Aber so nach einer Weile hatte ich jetzt wie- der richtig Lust, dazu etwas selbst zu
machen. Passte zum zehnjährigen Jubi- läum ja auch ganz gut.
Und richtig Winter war es in Andor ja auch noch nicht.
Ich mag den Winter, und ich mag Schnee! Auch im Spiel werden jetzt die Tage kürzer. Und es ist spannend, wie sich die Welt in Andor verändert, wenn es kalt wird und alle zusammenrücken müssen. Beim Überqueren des zuge- frorenen Sees knackt das Eis, und die Stellen sind dann nicht mehr passier- bar. Das bedeutet Umwege.
Das Spiel ist wieder eigenständig und für Einsteiger geeignet. Was ist mit den Andor-Profis?
Wir fragen an bestimmten Stellen im Spiel nach: Seid ihr schon erfahren oder noch nicht? Wer das erste Mal spielt, kann einfach weitermachen. Profis kön- nen aber sagen: „Wir decken noch eine weitere Karte auf. Mal sehen, was dann passiert!“
Und war das jetzt wieder das letzte Andor-Spiel von Ihnen?
(lacht) Ich glaube nicht. Es hat viel Spaß gemacht, wieder etwas in dem System zu machen. Es war wie nach Hause zu kommen. Deswegen trägt es ja auch den Untertitel „Eine neue Ära“. (sd)
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