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      SPIELMITTEL
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    KINDERSPIEL DES JAHRES 2020
Preisverleihung in Corona-Zeiten
 Die Jubiläumsveranstaltung am 15. Juni zur 20. Preisverleihung vom Kin- derspiel des Jahres hätten sich Juro- ren und beteiligte Verlage und Auto- ren sicherlich anders gewünscht. Der Corona-Lockdown hat nicht nur die Arbeit der Jury im Vorfeld erschwert, er hat eine würdige Veranstaltung in Hamburg verhindert. Urtis Šulinskas, der diesjährige Preisträger aus Li- tauen, kennt die andere Atmosphä- re, wenn alle nebeneinandersitzen, gebannt auf die Bühne schauen und Kinder den Vorhang lüften oder einen Buzzer drücken. Vor zwei Jahren war er emotional mitten im Geschehen in Hamburg dabei, als sein allererstes Spiel „Emojito“ nominiert war, dann aber gegen „Funkelschatz“ verlor. Damals durfte er nicht
mit aufspringen, andere umarmen und jubeln.
Solche überbor- dende Freude lässt das Corona- Virus nun sowieso nicht mehr zu. Die Verleihung fand ohne Publikum als Livestream im Netz statt, übertragen auf YouTube und Facebook mit Live- schalten zu den Autoren und Verlagen. Durch die Verleihung führte der neue Koordinator der Kinderspieljury, Christoph Schlewinski, der seit die- sem Jahr die Nachfolge für die langjährige Koor- dinatorin Sabine Koppel- berg angetreten hat.
Im denkmalgeschütz-
ten Festsaal Freischütz in
Schwerte, der mit über 500 m2 viele Gä- ste hätte aufnehmen können, waren ne- ben Schlewinski und dem Juryvorsit-
nator gleich am Anfang zum Ausdruck brachte, indem er an „die Götter der Glasfaserkabel“ appellierte, sie mögen doch dieser Veranstaltung gewogen sein. Ganz ohne Aussetzer klappte es zwar nicht, aber der Livestream lief recht solide über die Bildschirme, wo- bei die Zuschauerzahlen für einen Mon-
tagvormittag zumindest bei Face- book mit maximal 160 Personen sich nur in der Größenordnung der letzten Veran- staltung in der Hamburger Spei- cherstadt be- wegten. Kom- mentatoren, die sich zu den Bildern
   äußerten,
fehlten vor allem die Live- präsentationen der Spiele durch die eigentliche Zielgruppe der Kinder.
In seinen eröffnenden Worten betonte Schle- winski, dass es ein unter- schätztes Privileg sei, mit Kindern zu spielen, das bedeute, „mit Menschen zu spielen, die keinen Fil- ter haben. Jede Emotion ist echt, alles muss sofort heraus. Von Langeweile bis hin zur Begeisterung, Kinder machen keine hal- ben Sachen. Und gerade von der kindlichen Be- geisterung über ein Spiel können wir Erwachsene viel lernen. Wir können lernen, in uns zu gehen und zu horchen, wie aktiv das eigene, innere Kind noch ist.“ Er wünschte
  Urtis S˘ulinskas (© Spiel des Jahres)
zenden Harald Schrapers nur einige Techniker anwesend. Denn die Technik musste klappen, wie auch der Koordi-
sich für die Zukunft eine Welt, in der mehr Menschen auf ihr inneres Kind hörten, „anstatt auf Parolen schreiende Demagogen.“
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