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      SPIELMITTEL
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     SPIEL UND KENNERSPIEL DES JAHRES 2020
Phantasievoll und stichfest
  Anders als am Computer oder Smart- phone leidet Spielen in geselliger Run- de unter den Corona-bedingten Kon- taktbeschränkungen natürlich sehr, auch wenn diese inzwischen zurück- gefahren werden. Nicht anders verhält es sich mit der öffentlichen Verleihung von Preisen. Statt vor mehr als 200 Gästen hat die Jury „Spiel des Jahres“ ihre traditionell in Berlin stattfindende Veranstaltung auf Autoren und Ver- lagsvertreter der nominierten Spiele sowie auf eine begrenzte Anzahl Be- richterstatter beschränken müssen, um für den gebotenen Abstand im Saal sorgen zu können.
Das Rennen gemacht hat „Pic- tures“, ein Kreativspiel aus dem PD-Verlag von Daniela und Chri- stian Stöhr. Obwohl die beiden
mit Rücksicht auf kleine Kinder
leider nicht hatten kommen können, sondern nur zuge- schaltet waren, konnte man auf
der großformatigen Leinwand deutlich erkennen, wie über- glücklich sie die Nachricht auf- genommen haben. Auch das anwesende Verlegerpaar, das
sich selbst nur Außenseiterchan-
cen ausgerechnet hatte, zeigte
sich überwältigt. Bloß auf den
sonst aufbrausenden Jubel mussten alle verzichten.
Eher still geht es auch im Spiel selbst zu. Fünf völlig verschie-
dene Materialsets stellen jeden Teilnehmer vor die Aufgabe, aus den 16 ausliegenden Fotos das ihm geheim zu- geloste Motiv nachzustellen. Während einer mit Bauklötzen zu Werke geht, ist ein anderer mit Symbolkarten ausgerü- stet. Auch Farbwürfel, die in einen Rah- men eingepasst sein wollen, und sogar zwei Schnürsenkel kommen zum Ein- satz. Schließlich noch vier kleine Stöcke und Steine. Wer mit seiner Aufgabe fer- tig ist, darf sich daran machen, die Kre- ationen der anderen zu entschlüsseln.
Und dann passiert das, womit keiner zunächst gerechnet hatte. Oftmals
Glückliche „Spiel des Jahres“-Gewinner: das Autorenpaar freute sich per Videoschaltung, die Verleger in Person
     Ebenfalls nominiert war Reiner Knizias „My City“ (Kosmos). Es verschafft erst- mals reinen Gelegen- heitsspielern die tolle Gelegenheit, die Welt der sog. Legacy- Spiele kennen und schätzen zu lernen. Deren Besonderheit besteht darin, dass am Ende einer Par- tie irreversible Änderungen am Spielma- terial vorgenommen werden. Aufkleber auf dem Spielplan, Austausch von
   kommt nicht nur ein Mitspieler auf die Lösung, sondern mehrere zugleich. Nur selten liegen alle daneben. Mit Punkten belohnt werden erfolgreiche Rater ebenso wie die Künstler, deren Werk sich als gelungen erwiesen hat. Noch größer als der Punktgewinn ist freilich die Befriedigung, die dies allen Akteuren gleichermaßen verschafft. Und selbst die Erklärungsversuche eines verkannten Genies sind oft sehr erheiternd. Da die Sets von Runde zu Runde weitergereicht werden, braucht sich niemand benachteiligt zu fühlen.
26 | SPIELMITTEL 3/2020














































































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