Page 3 - Spielbox Special 2022
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 Editorial
  Liebe Leserinnen, liebe Leser,
das, was der Frühling für Mutter Natur ist, das ist der Herbst für Spieler. Nach dem Sommer zieht man sich vermehrt ins eigene Heim zurück und verbringt mehr Zeit drinnen als draußen. Passend dazu erscheinen im Vorfeld des Weihnachtsgeschäfts unfassbar viele neue Spiele, die entdeckt werden wollen.
Das war zumindest viele Jahre das herbstlich wiederkehrende Narrativ. Allerdings können wir alle nicht abschätzen, wie dieser Herbst und vor allem dieser Winter werden, ob wir uns wirklich nach verspielter Unterhaltung fühlen. Die Energiepreise ex- plodieren, die Inflation scheint nicht zu stoppen, viele Mediziner erwarten, dass die Corona-Infektionszahlen massiv steigen und deswegen wieder Einschränkungen für uns alle drohen könnten.
Es klingt nach einer wirklich düsteren Jahreszeit. Aber einige Be- obachter der Brettspielbranche meinen, dass das Spiel in dieser Situation ein beliebtes Mittel der Wahl sein wird, um gemein- sam Zeit zu verbringen. Sprich: Die Branche könnte mit einem blauen Auge durch den Winter kommen, nachdem das bisherige Jahr im Vergleich zu 2021 alles andere als rund lief. Aber wer- den die Kunden Geld für Spiele ausgeben, wenn es für fast alle heißt, jeden Euro zweimal umzudrehen? Spiele sind Luxusartikel, aber im Vergleich zu vielen anderen Freizeitaktivitäten sind sie preiswert. Etwas verkürzt gesagt: Für 50 Euro kann eine vierköp- fige Familie mit etwas Glück am Spartag ins Kino gehen – oder sie kann viele schöne Stunden am Spieltisch verbringen.
Der Herbst bedeutet den Beginn einer neuen Saison, einer neuen Spielzeit. Autoren, Redakteure, Illustratoren und alle Mit- arbeiter der Verlage haben sich ins Zeug gelegt, um großartige neue Produkte präsentieren zu können. Nukleus dieses kreati- ven Outputs sind im Oktober die Internationalen Spieltage in Essen. 1800 Neuheiten soll es dort zu entdecken geben, heißt es vonseiten der Messeveranstalter. Das klingt imposant. Aber bei einem genauen Blick fällt diese Zahl schnell in sich zusammen
wie ein zu hastig aus dem Ofen gezogenes Soufflé. Da das Jahr bislang nicht gut für viele Verlage verlief, stellen sie auch die Titel, die im Frühling oder Sommer erschienen sind und seit Wo- chen und Monaten in den Läden stehen, als Neuheit vor. Unter den von den Ausstellern gemeldeten 1800 Titeln befinden sich zudem viele, die erst im kommenden Jahr erscheinen werden.
Trotzdem ist die Zahl der wahren Neuheiten sicherlich im drei- stelligen Bereich zu verorten. Wir von der spielbox haben einige spannende Titel herausgefischt und stellen sie in diesem Heft vor. Im regulären Magazin präsentieren wir weitere Neuheiten und haben einige davon bereits für Sie gespielt. Unser großes und erfahrenes Kritiker-Team verrät unter anderem, wie Feed the Kraken (Funtails), First Rat (Pegasus), Hitster (Jumbo), Kleine Völker, grosse Gärten (Board Game Circus) oder Old London Bridge (Queen Games) sind.
Neben dem präzisen Blick auf Spiele zeichnet sich die spiel- box durch Hintergründiges aus: Wir porträtieren Autoren und Verlage, schauen auf internationale Entwicklungen, haben die Spieleforschung im Blick und fragen bei Entscheidern nach, wo es hakt. Kurz: Die spielbox steht für vielseitigen, kritischen und unterhaltsamen Spiele-Journalismus. Zudem liegt fast jeder Aus- gabe unseres Magazins ein Goodie zu einem aktuellen Spiel bei. Diesem Special ist zum Beispiel eine Karte zu Evergreen, einer Neuheit des italienischen Verlags Horrible Guild, beigelegt. Die Regeln zur Karte finden Sie auf Seite 32 dieses Hefts.
Falls Sie in Essen sind und Lust und Zeit haben, besuchen Sie uns gern an unserem Stand J114 in Halle 5. Unser Team freut sich auf Sie und den Austausch mit Ihnen. Mit verspielten Grüßen
         SAVE THE DATE!
            spielbox special   1
14
October
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Grafik: Messe Essen

















































































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