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 Editorial
    Liebe Leserinnen, liebe Leser,
seit dem 24. Februar 2022 ist alles anders. Russland hat die Ukraine überfallen, nicht weit vor unserer Haustür einen Krieg in Europa entfacht. Dieses atavistische Mittel der Politik kam
in den Denkmustern der westlichen Demokratien gar nicht
mehr vor. Umso kälter wurden viele vom russischen Vorgehen erwischt. Krieg in der Ukraine – es ist ein Thema, das alle bewe- gen und berühren dürfte. Auch wir haben uns in dieser Ausgabe dem Krieg in der Ukraine genähert, mit Blick auf unsere Bran- che. Christwart Conrad hat geschaut, wie Verlage in Deutsch- land mit der Situation umgehen, wie sie der Ukraine helfen wollen, wie sie sich gegenüber russischen Partnern verhalten.
Er hat auch versucht, direkt mit Akteuren aus Russland und der Ukraine in Kontakt zu treten. Natürlich haben wir fast gar keine Reaktionen erhalten. In Russland riskieren Mutige alles, wenn sie sich äußern. Umso erstaunlicher, wie klar sich das Team des russischen Verlags Hobby World auf Facebook positioniert hat. In der Ukraine gibt es derweil andere Sorgen, als sich mit uns zu unterhalten. Aber ein Spieler aus der Ukraine schrieb uns doch, erlaubte uns einen kurzen Einblick in seinen Alltag im Krieg. Ab Seite 4 haben wir das alles dokumentiert.
Wir wissen, dass wir einige Leserinnen und Leser mit solchen Themen nicht glücklich machen. Sie wollen in ihrem Hobby nicht auch noch mit politischen Fragen konfrontiert werden, in der spielbox nicht auch noch etwas über Krieg lesen müssen. Spiele sind ja auch zu Recht kleine Fluchten, in die man ein- taucht, um alles andere ausblenden zu können. Es geht uns bei solchen Themen nicht darum, dass wir Spiele oder dieses Maga- zin oder gar die gesamte Branche politisieren wollen. Es ist für uns eine Frage der journalistischen Haltung, sich vor aktuellen Themen und gesellschaftlichen Debatten nicht wegzuducken. Auch wenn es zu den journalistischen Tugenden gehört, unpar- teiisch zu sein, überparteilich zu berichten, sich mit keiner Sache gemein zu machen, wie der frühere Tagesthemen-Moderator Hajo Friedrichs gern verkürzt und damit sinnentstellt wieder- gegeben wird. Auch Friedrichs sah eine Sache, für die es lohnt,
sich als Journalist einzusetzen: gegen Krieg und Gewalt und für die Menschenrechte. Auch in meinen Augen ist dies eine Auf- gabe von Journalismus, der in dieser Form nur möglich ist, wenn er frei und ohne Angst vor Repressalien berichten kann. Diese Werte zu leben und diskursiv zu verteidigen, ist eine durchaus legitime Parteinahme.
Selbstverständlich widmen wir uns auch in diesem Heft in allererster Linie wieder neuen Spielen. Der heiß ersehnten deutschen Version von Cascadia zum Beispiel. Neugierig waren alle Kollegen auch auf die Alea-Neuheit Dungeons, Dice & Danger. Außerdem haben wir bereits Azul – Die Gärten der Königin, das dieser Tage in der deutschen Version erscheint, gespielt. Und uns mit The Heist eine interessante Mischung aus True-Crime- und Escape-Spiel inklusive Echtzeitkomponente und Kommunikation mit field agents im Einsatz angeschaut.
Natürlich geben wir auch wieder Einblicke in die Branche, be- richten über die Menschen, die sich Spiele ausdenken und uns begeistern. Fabian Ziehe hat sich zum Beispiel mit Urs Hostett- ler unterhalten, der zusammen mit Amnesty International in der Schweiz ein Anno Domini Menschenrechte entwickeln wollte. Warum das Projekt scheiterte, was Hostettler und Amnesty sagen, lesen Sie ab Seite 30. Wie erwähnt, würdigen wir Dun- geons, Dice & Danger kritisch, was intern die Frage aufwarf: Was macht Stefan Brück seit seinem Ausscheiden bei Alea eigentlich? Wir haben uns bei ihm gemeldet, und er hat mit uns geplaudert. Edwin Ruschitzka hat es ab Seite 16 aufgeschrieben.
Wie auch immer die Weltlage sein mag: Passen Sie auf sich auf, bleiben Sie gesund und verspielt! Ihr
 spielbox   1























































































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