Page 3 - spielbox 03/21 - Deutsch
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 Editorial
   Liebe Leserin, lieber Leser,
der Montag nach Himmelfahrt gehört zu den interessantesten für jeden Spieler. Es ist der Tag, an dem die Jury Spiel des
Jahres die Nominierten bekannt gibt, die neun Titel also, die
im Rennen um die drei weltweit wichtigsten Preise der Branche miteinander konkurrieren. Nachdem es viele Jahre nach Bekanntgabe eine Art Volkssport unter Connaisseuren war, sich über die Jury aufzuregen, hält sich das Empörungspotenzial mittlerweile in Grenzen. Sicher, der eine oder die andere vermisst einen Lieblingstitel, aber im Großen und Ganzen leistet die Jury für viele zufriedenstellende bis gute Arbeit.
Allerdings blieben in diesem Jahr auch die ganz großen Überraschungen aus, einige der Nominierten waren vorhersehbar. Was auch daran liegt, dass der Jahrgang vor allem in der Spitze sehr stark ist. MicroMacro Crime City galt vielen genau wie Die Abenteuer des Robin Hood als gesetzt. Beide sind innovativ und verfügen über einen großen Spiel- Appeal. Zombie Teenz Evolution komplettiert im Rennen um den roten Pöppel das Dreierfeld und ist sicherlich die große Nominierungsüberraschung. Mit Blick auf die Preisverleihung am 19. Juli in Berlin kann man wohl sagen, dass es auf einen Zweikampf der beiden Erstgenannten hinausläuft.
Wären die spielbox-Noten orakeltauglich, dann steht der
Sieger übrigens eindeutig fest. Dann würde auf der Bühne im Berliner Nhow-Hotel unter dem samtenen Tuch die Schachtel von MicroMacro stehen. Im Schnitt kam das Spiel in der Bewertung unserer Kollegen auf eine Note von 8,11. Die Abenteuer des Robin Hood (siehe Seite 14 in dieser Ausgabe) erhält ebenfalls eine extrem gute Durchschnittsnote von
7,77, etwas abgeschlagen (aber immer noch gut bewertet),
landen die Zombies mit einer 7,0 auf Rang drei (siehe Seite 24). Ähnlich eindeutig sieht es beim Kennerspiel aus. Klar im spielbox-Ranking oben: Paleo. Durchschnittsnote: 8,33. Auf den Plätzen folgen Die verlorenen Ruinen von Arnak (7,6) vor Fantastische Reiche (7,5). Aber die Noten zeigen auch, was für großartige Spiele da ausgesucht wurden. Für die drei Kinderspielkandidaten Fabelwelten, Dragomino und Mia London lässt sich das Spiel mangels Noten nicht durchexerzieren.
Der diesjährige Jahrgang zeigt noch etwas anderes deutlich: Die Zahl der kooperativen Spiele, teils auch mit einer Kampagne unterlegt, wächst. Es ist auch Ausdruck eines sich wandelnden Spielverhaltens, gerade eine jüngere Generation schätzt es offensichtlich, gemeinsam zu agieren und dabei stärker denn
je in eine Geschichte einzutauchen. Ein Trend, der sich deutlich seit 2013 abzeichnet, als mit Hanabi und Die Legenden
von Andor erstmals zwei kooperative Titel gewannen. Unser Kollege, der Jury-Vorsitzende Harald Schrapers, hat zudem noch etwas beobachtet: „Positiv ist es, dass sich Autoren und Verlage zunehmend um Diversität bemühen, was in der Sprache, in den dargestellten Rollen und den Illustrationen deutlich wird.“ Das wird vor allem durch viele junge, neue Verlage in der Szene vorangetrieben, wie auch in unserer Geschichte über 1 More Time Games (siehe Seite 16) deutlich wird.
In diesem Sinne: Bleiben Sie verspielt. Herzlich, Ihr
 spielbox   1
Foto: Schrapers



















































































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